Horber Advent
Ballerinas rocken zur 5. Sinfonie
Kulinarische Spezialitäten, Kunsthandwerk und Bühnenprogramm verwandelten den Flößerwasen in ein weihnachtliches Dorf.
Der Horber Advent in Bildern von Charly Kuball
In früheren Zeiten war die Adventszeit eine Fastenzeit. In der „geschlossenen Zeit“, die ursprünglich vom 11. November bis zum 6. Januar dauerte, durfte weder aufwendig gefeiert noch getanzt werden. 1917 hob das katholische Kirchenrecht die Anweisung zum Adventsfasten auf. „Gott sei Dank“ werden heutzutage viele denken.
Der Horber Advent in Bildern von Charly Kuball
Nicht nur asketisches Warten auf die Ankunft des Heilands ist in der westlichen Welt mittlerweile verpönt. Nein, die Menschen wollen es sich schon in der Adventszeit so richtig gut gehen lassen. Auf Weihnachtsmärkten, in aufwendig inszenierten Konzerten und liebevoll gestalteten Basaren stimmen sie sich auf das „Fest der Liebe“ ein.
Der Horber Advent am Wochenende bot dafür das geeignete Ambiente. Auf dem Flößerwasen schlossen Buden und Stände einen Platz mit Bühne ein. Kulinarisch wurde einiges geboten. Der Ellsässer Flammkuchenbäcker Maurice Bricka scheint mittlerweile einen zweiten Wohnsitz in Horb zu haben. Auch sonst trafen die Besucher auf viele alte Bekannte.
Auf der Inselspitze fehlte heuer der Mittelalterliche Markt. Ein paar Überbleibsel gab es aber doch. Die Jüngsten konnten sich im Armbrustschießen üben oder sich auf dem Holzkarussell im Rund wirbeln lassen. Die „Taverne“ bot neben Bratapfelglühwein auch Glühkirschbier mit echten Kirschen, Zimt, Nelken und Anis an. Im ritterlichen Zelt konnten die Gäste sich Flüssiges und Habhaftes schmecken lassen.
Einige Schulklassen nutzten den Weihnachtsmarkt, um ihre Klassenkassen aufzubessern. Die 9. Klasse der Realschule verkaufte Waffeln und Hot-Dogs. Bei der Roßbergschule gab es Kerzen, Kekse und Skulpturen. Die Gemeinschaftsschule hatte in verschiedenen Arbeitsgemeinschaften auf den Markt hingearbeitet. Adventskränze, Stiftehalter und Plätzchen waren im Angebot. Die Zimtsterne, Crispies und Nusshäufchen waren sortenrein abgepackt. Wer hat denn gebacken – Schüler oder Eltern? „Ich habe sie selbst gebacken“, entgegnete eine Sechstklässlerin, die gerade fürs Kassieren zuständig war. Ihren Namen wollte sie jedoch partout nicht nennen.
Am Nachmittag ging es beschaulich zwischen den Ständen zu. Nur vor der Bühne sammelte sich eine Menschentraube. Die Freie Evangelische Gemeinde Horb zeigte ihr alljährliches Puppentheater. Dieses Jahr ging es um Simeon. Er stapfte in so manches Fettnäpfchen, als er Maria und Josef fragte, wie lange sie denn schon verheiratet seien und als er behauptete, dass das Jesuskind Josef wirklich ähnlich sehe. Die christliche Botschaft durfte auch nicht fehlen. Den Kindern und Eltern gefiel‘s. Wer ausgeharrt hatte, bekam einen Kalender geschenkt.
Die Sonnenkinder und der Gute Laune Chor präsentierten traditionelles und weihnachtliches Liedgut. Die Musikschule schickte kleine und große Bläser-Ensemble auf die Bühne. Neben der musikalischen Unterhaltung machten sie auf den Tag der offenen Tür im Hohen Giebel aufmerksam.
Das hätte sich Gertrud Seifried schon früher am Tag gewünscht und vor allem auch am Freitag. Die Tuttlingerin bot zum ersten Mal in Horb ihre selbstgenähten Taschen in pfiffigem Design an. Von 11 bis 16 Uhr sei am Freitag gähnende Leere in der Markthalle gewesen, klagte sie. Ein Blickfang an ihrem Stand waren Taschen und Rucksäcke mit dem VW Bus T1.
Ewald Dettling aus Dettingen bot Kunsthandwerk aus Holz an. Neben den üblichen Symbolen für die Weihnachtszeit wie Kerze, Stern und Krippe hatte er viele Herzen ausgesägt.
Windlichter aus reinem Bienenwachs hatte Werner Alexander aus Bierlingen mit nach Horb gebracht. „Ganz neu“, sagte er. Hergestellt werden sie über einem Luftballon. Mehr wollte er nicht verraten. Mit gläsernen Teelichthaltern lassen sich zauberhafte Muster auf die elastischen Hülle projizieren.
Ein Dutzend Kunsthandwerker belebten die Markthalle. Bei 50 Ständen insgesamt waren die Essensstände deutlich in der Überzahl. Dass es auch anders geht, zeigte ein Weihnachtsmarkt im gar nicht so weit entfernten Rottenburg-Ergenzingen am Wochenende. Er hatte ebenfalls 50 Anbieter. Doch Essensangebot und Kunsthandwerk verhielten sich gerade umgekehrt.