Drei Endspiele in einer Woche

Basketball: Tübingen heute in Gießen, am Sonntag kommt Braunschweig – Finale in Crailsheim

Es könnte alles so einfach sein, isses aber nicht: Die Fantastischen Vier liefern den passenden Soundtrack für die Bundesliga-Saison der Walter Tigers. Die Tübinger könnten sorgenfrei ins Saisonfinale gehen, haben sich aber selbst drei Endspiele eingebrockt. Das erste heute (20.30 Uhr) in Gießen.

22.04.2016

Von Hansjörg Lösel

Basketball: Tübingen heute in Gießen, am Sonntag kommt Braunschweig – Finale in Crailsheim

Tübingen. Der Basketball-Trainer Tyron McCoy ist in diesen Tagen nicht zu beneiden um seine Aufgabe. Eine Gruppe von zehn jungen Männern, die sich mehr oder weniger zufällig zusammengefunden hat und die sich nach Saisonschluss auch wieder in alle Richtungen zerstreuen wird, muss er auf die alles entscheidende Woche einschwören. Drei Endspiele warten auf die Tigers: Die Partie heute Abend in Gießen, das Sonntags-Heimspiel gegen Braunschweig, die Fahrt nach Crailsheim nächsten Freitag – und dann ist die Saison auch schon vorbei für Tübingen. Am letzten Spieltag muss das Team von McCoy tatenlos zuschauen, während die Konkurrenz im Keller nochmals punkten kann – der Abstieg wäre für alle Tigers-Fans das Horror-Szenario für den 1. Mai.

Trotz der jüngsten Rückschläge lebt Tigers-Coach McCoy Optimismus vor. „Ich habe solche Situatioen schon erlebt“, sagt der US-Amerikaner, „das Wichtigste ist der Kampf – ich bete, dass die Spieler das verstehen.“ Gerade Hagen habe gezeigt, wie wichtig die richtige Einstellung ist – nach dem Sechs-Punkte-Abzug entwickelte Phönix eine Jetzt-erst-Recht-Mentalität, sicherte mit Siegen gegen den MBC und in Tübingen den Liga-Verbleib. Die Tigers haben mittlerweile fast schon Routine im Abstiegskampf, in den vergangenen beiden Spielzeiten klappte die Rettung jeweils noch auf den letzten Drücker. Etwas aber ist anders in diesem Jahr: Im Gegensatz zu den heroischen Aufholjagden der Vergangenheit schien Tübingen in dieser Saison schon mehrmals so gut wie gesichert, auch aktuell steht der Tabellen-Vierzehnte noch zwei Plätze über dem Abstiegs-Strich, doch der Knopf ist eben immer noch nicht dran.

Der Trend also macht Sorgen – und was macht Hoffnung? „Niemand erwartet etwas von ihnen gegen Gießen – unter diesen Umständen haben wir in dieser Saison meistens ganz gut ausgesehen“, sagt McCoy und erinnert an die Auswärts-Siege in Göttingen und Würzburg. So ähnlich stellt er sich auch das Gastspiel in Gießen vor, einst McCoys erste Bundesliga-Station als Profi. Damals hießen die 46ers noch MTV Gießen Flippers, am Ende der Saison 1998/99 zog das Team mit Trainer Stefan Koch sogar ins Pokalfinale ein. Doch für Nostalgie bleibt McCoy heute keine Zeit: „Wir wollen den Sieg in Gießen, nur das ist unser Fokus“.

Gießen, vor zwei Jahren als letztes verbliebenes Gründungsmitglied der Bundesliga abgestiegen, hat sich nach dem sofortigen Wiederaufstieg zum Überraschungsteam der Saison gemausert. Das Team von Trainer Denis Wucherer, mit dem Ex-Tiger Cameron Wells im Spielaufbau, hat sogar noch die Chance auf einen Playoff-Platz. Auch eine Druck-Situation, sicher, aber eben längst nicht so lähmend wie die Abstiegs-Not. Größter Aufreger diese Woche in Gießen war das geklaute Auto von Nationalspieler Karsten Tadda. Die Tübinger dagegen haben noch schwer zu knabbern an den Heimniederlagen gegen den MBC und Hagen, beide so unglücklich wie unnötig. Als Konsequenz müssen die Tigers (16:46 Punkte) mit einem Auge auf die Konkurrenz schielen – morgen trifft Göttingen (14:46) auf Ulm, die Keller-Kinder MBC und Bremerhaven (beide 14:46) treffen im direkten Duell aufeinander. Reichen am Ende 18, 20 oder 22 Punkte für den Liga-Verbleib? An derlei Hochrechnungen beteiligt sich McCoy nicht. „Ich versuche einfach, so viele Spiele wie möglich zu gewinnen, auf die anderen Teams schaue ich überhaupt nicht.“

Vier Ex-Tübinger im Braunschweiger Trikot

Das Heimspiel der Tigers gegen Braunschweig wurde von 17 Uhr auf 19 Uhr am Sonntag verlegt. Die Braunschweiger kommen mit gleich vier Ex-Tübingern: Nicolai Simon, Kenny Frease, Tyrone Nash und Jermaine Anderson haben schon das Tigers-Trikot getragen. Heute Abend treten die Löwen in Bamberg an, der Tabellenzehnte hat keine realistische Chance mehr auf die Playoffs. Im Hinspiel setzte sich Braunschweig mit 83:79 durch, Garlon Greens Dunk in den eigenen Korb wurde zum Internet-Hit.