Sulz/Holzhausen · Protest
Bauern gehen auf die Barrikaden
Mit illuminierten Traktoren und Schildern demonstrierten etwa 1000 Menschen am Freitagabend gegen das geplante Regionale Gewerbegebiet bei Sulz.
Rund 250 Traktoren und mindestens das Vierfache an Menschen demonstrierten am gestrigen Freitagabend gegen das geplante Regionale Gewerbegebiet „Best Invest A81“ zwischen Holzhausen und Bergfelden. Etwa 80 Hektar bislang landwirtschaftlich genutzte Fläche sollen dem Regionalen Gewerbegebiet zum Opfer fallen. Dazu aufgerufen hatte eine Bürgerinitiative, die sich für den Schutz des Mühlbachtals einsetzt. Die Traktoren reichten nicht aus, um Rad an Rad das ganze Gebiet zu umstellen. Viele Bürger, die gekommen waren, nahmen zum ersten Mal überhaupt wahr, wie groß das Gewerbegebiet werden soll, von dem rund 50 Hektar versiegelt werden sollen.
Von der Resonanz überwältigt waren die Initiatoren. Die Landwirte Liza Jezel und Jakob Schon sagten unisono, dass sie nie mit einer so großen Resonanz gerechnet hätten. Denn nicht nur aus der näheren Umgebung kamen die Bauern mit ihren Traktoren, sogar aus den Landkreisen Calw, Böblingen, Freudenstadt, Balingen und aus dem ganzen Kreis Rottweil zeigten sich Landwirte einschließlich Kreisbauerobmann Eugen Haberer solidarisch mit den hiesigen Landwirten, deren Lebensgrundlage vernichtet werden soll.
Scharfe Kritik wurde am Sulzer Bürgermeister Gerd Hieber geübt, der nicht nur das halbleere Interkommunale Gewerbegebiet „InPark A81“ zu verantworten habe, sondern jetzt mit der 80 Hektar großen Fläche für das Regionale Gewerbegebiet „Best Invest A81“ vollens zum „Versiegelungsbürgermeister“ werde. Alexandra Rau, GAL-Ortschaftsrätin in Bergfelden, hofft, „dass die Leute endlich mal sehen, wieviel Fläche da vernichtet wird. Bis Ende nächste Woche können die Bürger noch Einspruch dagegen bei der Stadtverwaltung einlegen. Ich hoffe, dass säckeweise Briefe im Sulzer Rathaus eingehen.“
Auch Lisa Hezel hofft, dass der Sulzer Gemeinderat noch zur Einsicht kommt und das Projekt stoppt. „Denn wenn wir einmal die Fläche versiegeln, ist sie für die Landwirtschaft ein für allemal verloren – und das in der heutigen Zeit, wo es durch den Klimawandel Dürre und Hochwasser in nie gekanntem Ausmaß gibt. Man kan doch nicht an einem vor Jahrzehnten gefällten Beschluss festhalten und die aktuelle Entwicklung völlig unberücksichtigt lassen“, sagte Hezel. Zumal das Gebiet Naherholungsgebiet ist. „Da führt der Sulzer Radrundweg durch, man sieht viele Radfahrer und viele Spaziergänger mit Kindern. Sulz wirbt mit Naherholung und Tourismus, zerstört aber gleichzeitig die Grundlagen. Das ist alles vorbei, wenn hier ein Großinvestor herkommt. Und was ist, wenn der nach ein paar Jahren pleite geht?“, fragt Hezel.
Zur Veranschaulichung flog Fabian Hauser von der Flugsportgruppe Sulz mit einem Doppeldecker mehrere Runden über das Gebiet und markierte mit Rauchschwaden die Grenzen. Nach Einbruch der Dunkelheit schalteten alle Traktoren ihre Scheinwerfer ein, auch Drohnenbilder wurden gemacht.
Im Zentrum des geplanten Gebiets sorgte der Geflügelhof Schneckenburger für Imbiss und Getränke sorgte, so dass Landwirte und Bürger noch bis in die Nacht hinein heftig diskutierten. Dabei wurde immer wieder völliges Unverständis über das Abstimmungsverhalten der kompletten CDU-Fraktion und der Mehrheit der FWV im Sulzer Gemeinderat geäußert, die die einstimmge Ablehnung der beiden Ortschaftsräte aus Bergfelden und Holzhausen ignoriert hatten.