Gesundheitssystem

Bearbeitungszeit

Eine Begegnung der besonders denkwürdigen Art mit dem Gesundheitssystem.

21.08.2012

Herrliche Sommersonnentage. Eine schwerkranke Krebspatientin möchte mit Hilfe einer Angehörigen für zwei Stunden im Wald frische Morgenluft atmen, solange die Tage noch so schön sind. Sie will aktiv etwas für ihre Gesundheit tun. Zwischen Arzt- und Therapie-Terminen bleibt Übermorgen. Um ein Stück weit in den Wald hineinzugelangen, ist ein Rollstuhl nötig. Eine Rollstuhlversorgung hat noch nicht stattgefunden, da bisher nicht notwendig. Die Patientin ist gesetzlich versichert, der Arzt schreibt eine Verordnung, Rollstühle sind in verschiedenen Lagern vorhanden.

Da es sich um eine kurzfristige Angelegenheit handelt, wäre ein funktionstüchtiges älteres Modell völlig ausreichend. Die Angehörige – in der Hilfsmittelversorgung kein Laie – traut sich zu, dies zu beurteilen. Eigentlich eine eigenverantwortliche, wirtschaftlich günstige Idee. So will man doch den Patienten haben.

Woran scheitert das Vorhaben? Bearbeitungszeit der Kasse. Was sagt die Kasse? Man könne sich ja privat ein Leihgerät im Sanitätshaus mieten. Die Kasse habe nur einen Vertrag mit dem „Ausschreibungsgewinner“(?). Dessen Sitz sei aber nicht hier in der Gegend. Das dauere. Was tun? Entweder abwarten und hoffen, dass es in zwei oder vier Wochen auch noch schön ist. Oder doch privat mieten. Als gesetzlich Versicherte!

Diese Geschichte passierte der Patientin in ähnlicher Form übrigens Wochen zuvor. Nur ging es damals um Gehstöcke.

Fazit: Das Geheimnis funktionierender Gesundheitsvorsorge ist eine möglichst frühe Beschaffung von Hilfsmitteln, damit der Gesundheit dienendes Verhalten erst möglich wird.

Claudia Häfele, Reutlingen

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Erstellt:
21.08.2012, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 44sec
zuletzt aktualisiert: 21.08.2012, 12:00 Uhr

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