Künstler- und Schwulenbiographie unter repressivem Castro-Regime.

Before night falls

Künstler- und Schwulenbiographie unter repressivem Castro-Regime.

24.11.2015

Von pme

Before night falls

In den frühen achtziger Jahren war Julian Schnabel einer der jungen wilden Image-Painter und erzielte horrende Summen für seine Bilder (einige sind derzeit in der Kunsthalle Schirn in Frankfurt zu sehen). So brauchte er, den Pinsel gelegentlich gegen die Kamera eintauschend, keine anderen Geldgeber und keine künstlerischen Kompromisse für seine beiden Künstlerbiographien „Basquiat? (1996) und „Before night falls? (2001), welcher letzterer im Original mit deutschen Untertiteln erst jetzt in die deutschen Kinos kommt.

Es geht um den kubanischen Schriftsteller Reinaldo Arenas, seinen künstlerischen wie sexuellen Aufbruch inmitten des politischen Aufbruchs, der kubanischen Revolution. Weil er schreibt und weil er schwul ist, gerät Arenas schnell ins Visier der Staatsmacht, wird verhaftet, nur aufgrund einer abgepressten Erklärung wieder frei gelassen. 1980 gelingt ihm die Flucht in die USA.

Schnabel inszeniert das mit einem Gemisch aus Realismus, ein wenig Humor und mancher Märchenhaftigkeit, durchschossen von eingebauten Dokumentaraufnahmen. Eindrückliche Kamerafahrten über die kubanische Erde stehen neben klaustrophobisch machenden Sequenzen einer engen Gefängniszelle, der Film hat schon Schauwert. Manchmal präsentiert er südamerikanische Ausgelassenheit slow und tonlos, das heißt, es ist andere Musik drübergelegt, atmosphärische Bilder, deren Pathos man mögen muss. Johnny Depp bleibt doppelrollig eher blass, Sean Penn hätte man in einer Minirolle fast nicht erkannt. Und vermutlich eröffnen sich Schwulen bei diesem Film Dimensionen, die unsereins gänzlich verschlossen bleiben.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 43sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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