Interview

„Beim Tanzen kann ich aufblühen“

Bauchtänzerin Svenja Breil verrät im Vorfeld des nächsten Auftritts in Sulz, wie es zu „Ayana“ kam und warum Männer die Shows seltener anschauen.

07.04.2018

Von Cristina Priotto

SÜDWEST PRESSE: Wie kamen Sie zum Bauchtanz?

Svenja Breil: Ich habe schon als Kind immer getanzt und Ballett und Jazzdance ausprobiert. Irgendwann habe ich auch Standardtänze angefangen – aber da waren Jungs als Tanzpartner Mangelware. Das war aber noch nicht das, was mir wirklich Spaß machte. Mit 15 stieß ich durch Zufall auf einen Bauchtanz-Kurs bei der Volkshochschule in Sulz. Von den fünf Teilnehmerinnen war ich mit Abstand die Jüngste.

Ilona Schäuble (Mutter): Nach Svenjas Geburt lag ich im Krankenhaus im selben Zimmer wie eine Frau aus Nordstetten, die Bauchtanz unterrichtete – das war also irgendwie von Anfang an klar.

Ihr Künstlername „Ayana“ ist äthiopisch und bedeutet „Schöne Blume“. Weshalb haben Sie sich für diesen Namen entschieden?

In der Gruppe in Nordstetten, in der ich anfangs tanzte, waren Künstlernamen üblich. Ich wollte nicht so einen Standard-Namen, sondern etwas mit schöner Bedeutung. „Ayana“, das im Arabischen auch „wunderbare Blume“ heißt, fand ich passend, denn ich bin ein wahnsinniger Blumenfan, und außerdem kann man beim Tanzen so richtig aufblühen.

Was fasziniert Sie am Bauchtanz?

Es ist ein emotionaler Tanz mit weichen und langsamen Bewegungen, das liegt mir – und es ist der weiblichste Tanz mit sehr viel Ästhetik. Ich hatte außerdem schon immer eine Faszination für Ägypten und Pharaonen.

Was begeistert Sie an Tribal Fusion?

Die Bewegungen werden etwas muskulöser ausgeführt, außerdem enthält es Elemente von HipHop, Flamenco und indischem Tanz. Ein weiterer Vorteil: Man kann musikmäßig mehr machen als nur mit orientalischem Sound, und es gibt einem mehr Spielraum, seinen eigenen Stil auszudrücken.

Gucken Sie anderen Tänzerinnen zu?

Ziemlich oft, auch vor und nach meinen eigenen Auftritten. Zuletzt war ich in Kehl, um mein Vorbild Sharon Kihara zu erleben. Mit ihr durfte ich 2017 in Las Vegas tanzen – ein Höhepunkt.

Apropos USA: Erzählen Sie mal von Ihrem jüngsten Seminar in Oregon.

Das war eine intensive Woche: An den fünf Tagen gab es jeweils sieben Stunden Unterricht. Der Schwerpunkt lag auf „Tribal Fusion“ – das ist etwas abgespaceter als klassischer orientalischer Bauchtanz. Die Dozentin Rachel Brice hat aber auch Basiswissen wie Musikalität und Rhythmus vermittelt. Ein weiteres Thema waren Zimbeln (kleine runde Metallplatten, die die Tänzerinnen sich zwischen die Finger klemmen, um Töne zu erzeugen, Anm. d. Red.). Ich hoffe, dass ich davon ganz viel mit meinen Gruppen umsetzen kann.

Bei wie vielen Auftritten im Jahr
wirken Sie mit?

Das variiert je nach Saison – vielleicht ein- bis zweimal im Monat. Früher war es mehr, etwa bei Geburtstagen oder Hochzeiten. Im Moment bin ich öfters auf einer Kamelfarm in der Schweiz.

In der Schweiz? Eidgenossen gelten doch als eher reserviert...

Das stimmt. Die gucken stumm und unbeweglich zu, und erst danach kommen dann manche her und sagen „Isch guat gsi“.

Im Publikum sitzen meist überwiegend Frauen. Wollen Männer etwa keine schönen Frauen tanzen sehen?

Ich glaube, dass viele Frauen ein Problem haben, wenn ihre Männer zugucken. Viel hängt auch mit der Musik zusammen – da haben Männer nicht so das Ohr dafür. Wir haben jedoch auch bei den Shows immer mehr männliche Besucher. Die Männer der Tänzerinnen unterstützen diese damit.

Sie haben vergangenes Jahr geheiratet. Konnten Sie Ihren Mann schon zum Ausprobieren bewegen?

Nein, der kümmert sich lieber um die Technik und die Arbeiten, die hinter den Kulissen anfallen.

Ihre Röcke und Oberteile bei den
Auftritten sind immer echte Kunstwerke. Wo finden Sie die passende Kleidung? Ist das selbstgenäht?

Nein, ich habe zwei linke Hände. Die Kleider stammen aus Fachgeschäften oder von Messen – aber alle Kostüme wurden in Ägypten hergestellt. Mit Tanja Pfau aus Fischingen habe ich eine weitere ganz tolle Schneiderin. Meine Mutter passt die Kleidung an.

Und wie viele haben Sie davon?

Oh, die habe ich nie gezählt, es sind einige Kisten und Schränke voll – aber trotzdem nie genug.

Verrenkt man sich bei so intensiven Hüft-, Arm- und Oberkörperbewegungen auch mal was?

Das passiert tatsächlich nur sehr selten. Die größte „Gefahr“ ist vielmehr, dass das Oberteil aufgehen könnte, deshalb ist alles mehrfach mit Haken und Knöpfen gesichert. Ich lege großen Wert darauf, dass meine Schülerinnen im Unterricht den orientalischen Tanz auf einem gesunden Weg lernen, denn dann kann dieser sehr gut für den Körper sein.

Noch betreiben Sie Tanz-Unterricht als Nebenjob. Wie realistisch ist es, das Hobby irgendwann zum alleinigen Beruf zu machen?

In dieser ländlichen Gegend? Ziemlich gering. In einer größeren Stadt wären die Chancen natürlich höher. Aber ich bin auch ein Sicherheitsmensch, deswegen ist mir mein „Brotberuf“ im Büro bei einer Medizintechnikfirma ganz recht. Es ist natürlich mein großer Wunsch, weniger im „Brotberuf“ zu arbeiten und mehr zu tanzen und zu unterrichten.

Was erwartet die Besucher bei den „Orientalischen Impressionen“?

Es werden um die 40 Tänzerinnen auftreten, darunter einige meiner Schülerinnen aus dem Sulzer Studio. Außerdem Gäste aus Karlsruhe, Rastatt und dem Kreis Reutlingen. Von Folklore über Fantasy bis Tribal Fusion ist alles dabei. Außerdem präsentiere ich bei dieser Gelegenheit zwei neue Kleider.

Nächstes Jahr feiert Ihr Studio „Ayana“ das zehnjährige Bestehen. Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dass ich noch mehr Leute für den Bauchtanz begeistern kann und bei den Auftritten mehr eigene Gruppen auf der Bühne stehen: Kinder, Jugendliche, Erwachsene – und eventuell Senioren. Und vielleicht kriegen wir für das Jubiläums-Programm 2019 ja mal einen Mann auf die Bühne.

Aufwendige Kostüme, weiche Bewegungen und Ausdruck von Lebensfreude: Svenja Breil tanzt bereits ihr halbes Leben lang orientalischen Bauchtanz. Seit neun Jahren führt sie in Sulz das Studio „Ayana“.Privatbild

Aufwendige Kostüme, weiche Bewegungen und Ausdruck von Lebensfreude: Svenja Breil tanzt bereits ihr halbes Leben lang orientalischen Bauchtanz. Seit neun Jahren führt sie in Sulz das Studio „Ayana“.Privatbild

Auftritt am 14. April

„Orientalische Impressionen“

lautet der Titel eines Bauchtanz-Abends von „Ayana“ alias Svenja Breil, der am Samstag, 14. April, um 19.30 Uhr in der Aula des Albeck-Gymnasiums stattfindet. Schülerinnen aus dem Studio „Ayana“ treten auf sowie weitere Tänzerinnen und Ensembles, darunter „Amar“, „Amara el Shams“, „Durrat Asharq“, „El Naseem“, „Habibis d‘Amar“, „Jalina“, „Kitty Tribe“, „Latifah Abdel“, „Nawal“, „Rakshanda Almas“, „Saltatrix Orientis“, „Shaheena“ und „Shirley Apple and The Sweet Peas“. Einlass ist um 18.30 Uhr.

Karten gibt es im Vorverkauf unter Telefon 0170/1455771 und an der Abendkasse.

Zur Person

Svenja Breil ist 30 Jahre alt, stammt aus Sulz und ist gelernte Industriekauffrau. Dem Bauchtanz verfiel sie als 15-Jährige. Als Ensemble- und

Solo-Tänzerin trat Breil auch schon in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Kanada, Großbritannien, Dänemark und den USA auf. Das Studio „Ayana“ wurde im November 2009 auf Kastell in der Gottlieb-Daimler-Straße eröffnet, nachdem sie zuvor in verschiedenen deutschen und Schweizer Städten unterrichtet hatte. Bei Workshops bildet sich die Tanzlehrerin regelmäßig im In- und Ausland weiter. Derzeit gibt es einen Mittelstufen- und einen Fortgeschrittenenkus. Nach den Sommerferien starten neue Anfängerkurse.