Frau Benings Charme rettet diese doch etwas altväterlich geratene Theatermilieu-Komödie.

Being Julia

Frau Benings Charme rettet diese doch etwas altväterlich geratene Theatermilieu-Komödie.

24.11.2015

Von che

Being Julia

Diese Julia ist ein Glückskind. Eine von Alt und Jung bewunderte Theaterdiva im London des Jahres 1938, gesegnet mit tüchtigem Ehemann und reizendem Hausfreund. Weil aber doch auf leisen Sohlen die Midlife-Krise naht, kommt der blutjunge Praktikant gerade recht, der die 45-Jährige mit ungestümem Liebeswerben wieder zum Backfisch macht.

Doch damit steckt sie auch schon im Schlamassel. Denn alsbald verlagert der flatterhafte Filou seine Gunst auf jüngere Gespielinnen, und so findet sich Julia nach heftigem Glücksrausch in tiefstem Liebeskummer wieder. Im Gegensatz zu Normalsterblichen hat man als Schauspielerin allerdings die Chance, das Schlachtfeld der Gefühle auf die Bühne hin zu erweitern.

Unter den vielen Filmen, in denen sich das Theater und das Leben durchdringen, zählt „Being Julia? zu den eher flach schürfenden. Die schon recht verstaubte Geschichte nach Somerset Maugham wird von der behäbigen Inszenierung István Szabós (der mit „Mephisto? einst eines der besten Werke zum Thema vorgelegt hat) erst recht auf altbacken getrimmt.

Entschädigt wird man mit Champagner-perlenden Dialogen und einer köstlich Gift- und Charme-sprühenden Annette Bening in der Titelrolle. Ihre zum rampensäuischen Rachefeldzug umprogrammierte Theaterpremiere ist mindestens eine halbe Eintrittskarte wert.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 36sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Boris Dollinger 19.04.200512:00 Uhr

Die Verfilmung von Maugham's "Theater" hat zwei große Pluspunkte: Annette Bening und ein glänzendes Finale. Auch nicht zu verachten sind Jeremy Irons(wieder in einer ernstzunehmenden Rolle), Lucy Punch, Michael Gambon und der Rest der Story, der nicht schlecht wäre, wenn, und das ist das Problem an Szabós Film, der Beginn der Geschichte in Relation zum Ende stehen würde. Leider zieht sich "Being Julia" in den ersten 80 min wie Gummi und ergeht sich doch zu ausführlich im Psychogramm seiner Hauptfigur, um in den letzten 25 min dem köstlichen Finale zu wenig Platz einzuräumen. Der Supporting Cast ist mit Irons, Punch und Gambon klasse besetzt, hat in dieser One-Woman-Show jedoch zu wenig zu tun, und dass die größte Nebenrolle ausgerechnet mit dem bar jeden Talents agierenden Shaun Evans besetzt wurde hilft nicht weiter. Trotz dieser Schwächen ist Being Julia immer noch ein zum größten Teil gelungener Film geworden. Mit etwas besserem Pacing hätte wesentlich mehr draus werden können.