Ein charmant ungnädiges Porträt des Wahnsinns Schweiz

Beresina

Ein charmant ungnädiges Porträt des Wahnsinns Schweiz

24.11.2015

Von Kathrin Wesely

Beresina

Todesmutig warfen sich, als alle Übrigen in Napoleons Heer verzagt hatten, die Schweizer Söldner in den aussichtslosen Kampf: "Mutig, mutig, liebe Brüder", riefen sie im November 1812 an der Beresina.

Manchem Schweizer Zeitgenossen stärkt jener Schlachtruf noch heute das politische Rückgrat. Aschfahle Militärs a.D. streifen in Daniel Schmids Satire "Beresina oder Die letzten Tage der Schweiz" durch die Alpen und halten die geheimen Bunker unter den Felsmassiven in Schuss; sie rüsten sich zum finalen Staats streich gegen das vaterlandslose Gesocks.

Und mitten unter ihnen: die schöne Edelnutte Irina - eine Russin zwar, aber eine treue Verbündete der Nation, gewissermaßen das weiße Kreuz auf der Nationalflagge. Er zählt wird aus ihrer Perspektive, einer Fremden. Die geistige Verfasstheit der Nation formuliert der Film als subtil surreale Zeitverwirrung: Behauptet werden die neunziger Jahre.

Doch Irina (Elena Panova) ist eine Schweizer Zarah Leander, und die staatlichen Funktionsträger, die sie als Edelnutte beglückt, rudern in Lodenmänteln mit Hirschhornknöpfen rückwärts durch die Geschichtsmythologie.

Schmids Heimatfilm ist schwarz, politisch, böse und amüsant. Er kennt seine Pap penheimer und kann sie sehr fein zeichnen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 34sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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