Dieses biedere Film-Berlin bräuchte wahrlich ein Meer, um hinterm Ofen hervorzulocken.

Berlin am Meer

Dieses biedere Film-Berlin bräuchte wahrlich ein Meer, um hinterm Ofen hervorzulocken.

23.11.2015

Von che

Berlin sei arm aber sexy, weiß man aus berufenem Munde. Diesen Anspruch trägt auch der Debütfilm des im badischen Bretten geborenen Regisseurs Wolfgang Eissler stolz vor sich her.

Schauplatz ist der hippe Prenzlauer Berg, wo die Mittzwanziger Tom (Robert Stadlober) und Malte (Axel Schreiber) von einer Karriere als Elektropopstar träumen und bis dahin mit Döner und Drogen in Tag hinein leben. Reguläre Arbeit gilt in ihrer schmuddeligen Szene-WG als äußerst verabscheuungswürdig. Die selbstgenügsame Routine der Bohème-Clique gerät kurz aus den Fugen, als vorübergehend Mavie (Anna Brüggemann) einzieht, eine fleißige Politikstudentin aus München, die sich mit Sprüchen wie „Ich will mal was verändern? unbeliebt macht.

Dank ihres aparten Äußeren und weil gerade Sommer ist, entspinnt sich trotzdem eine Liebesgeschichte, deren Stationen freilich so altbacken und stereotyp ausfallen, als habe sie der Autor eins zu eins aus einer Nachmittags-Soap übernommen. Und warum benehmen sich diese jungen Erwachsenen andauernd so albern wie das Teenie-Personal aus „American Pie? & Co?

Eine Handvoll schöner Bildideen und die bemühten Schauspieler kommen gegen diese simpel-seichte Handlung einfach nicht an. So erfüllt der Film vor allem den (vielleicht guten) Zweck, sich Berlin als Hipness-Nabel der Welt aus dem Kopf zu schlagen.

Berlin am Meer