Der VfB Stuttgart will heute in Augsburg die unrühmliche Serie beenden

Besondere Gefahrenzone

Der VfB hat sich zuletzt sechsmal gegen Augsburg die Zähne ausgebissen und drei Trainer verschlissen. Auch heute geht es um viel. Doch der FCA muss im Abstiegskampf mehr zittern, und der Coach steht im Fokus.

16.04.2016

Von WOLFGANG SCHEERER

Das Trainer-Aus beim VfB Stuttgart kam für sie jeweils nach einem Spiel gegen Augsburg (v.li.): Bruno Labbadia, Armin Veh und Alexander Zorniger. Fotos: dpa/ Eibner (2)

Das Trainer-Aus beim VfB Stuttgart kam für sie jeweils nach einem Spiel gegen Augsburg (v.li.): Bruno Labbadia, Armin Veh und Alexander Zorniger. Fotos: dpa/ Eibner (2)

Stuttgart/Augsburg. Zwei Trainer-Rauswürfe und ein Rücktritt. Wenn es der VfB in der Fußball-Bundesliga mit dem FC Augsburg zu tun bekommen hat, endete das meistens bitter. Nur die ersten zwei Spiele nach dem FCA-Aufstieg 2011 entschieden die Stuttgarter für sich.

Es folgten bis heute sechs Pleiten in Serie. Drei davon waren von großer Tragweite, was die VfB-Trainer angeht. Bruno Labbadia startete mit drei Misserfolgen in die Saison und musste einen Tag nach dem 1:2 in Augsburg am 25. August 2013 gehen. Armin Veh zog beim VfB-Comeback selbst die Konsequenzen. Er trat am 24. November 2014, dem Morgen nach dem 0:1 im Heimspiel gegen den FCA, zurück. Nur 145 Tage war er im Amt. Und für Alexander Zorniger beendete ein 0:4 das Missverständnis in Stuttgart. Er wurde am 24. November 2015 gefeuert, drei Tage nach dem Heimspiel-Fiasko gegen Augsburg. Labbadia-Nachfolger Thomas Schneider kam glimpflicher davon, was den FCA betrifft. Der heutige Assistent des Bundestrainers musste am 9. März 2014 gehen, weil das 2:2 gegen Braunschweig nach dem Negativ-Lauf von acht Niederlagen zu wenig war.

Heute (15.30 Uhr/Sky) hat nun Trainer Jürgen Kramny seine erste Chance gegen Augsburg - und die große Gelegenheit zur Trendwende. "Natürlich möchten wir die Statistik verändern", sagt der 44-Jährige. Ein "Dreier" würde nicht nur ein unrühmliches Kapitel beenden, sondern auch einen Befreiungsschlag bedeuten. Und einen großen Schritt hin zum ersehnten Klassenerhalt.

Gewinnen dagegen die bayerischen Schwaben wie zuletzt gewohnt, würden sie mit dem VfB nach Punkten (33) gleichziehen. Im Saisonfinale um den Klassenerhalt war schon der Augsburger 2:1-Erfolg vor einer Woche bei Werder Bremen richtungsweisend. Legt Markus Weinzierls Mannschaft jetzt nach, könnte es auch für den VfB noch einmal eng werden, denn Borussia Dortmund ist am Samstag in einer Woche der nächste Gegner.

Der Tabellenzwölfte VfB wartet jetzt immerhin schon seit vier Spielen auf einen Sieg und könnte bei einer Niederlage wieder weiter in den Tabellenkeller rutschen. "Wir wollen in Augsburg etwas holen. Dem Team ist unsere Situation bewusst. Wir wissen, dass wir noch um den Klassenverbleib kämpfen müssen", sagt Jürgen Kramny. Die Lage bleibt angespannt, Sorgen um seinen Job muss er sich jedoch nicht machen.

Was die Trainerfrage anbelangt, gibt es beim VfB also keine Debatten vor dem Augsburg-Spiel. Beim FCA hingegen bleibt der Chefcoach, der die Mannschaft in die Europa League geführt hatte, weiter im Blickpunkt. Das Rätseln um die Zukunft Markus Weinzierls sorgt nach wie vor für Unruhe. Zum RB Leipzig, der den 41-Jährigen umworben hatte, wird er nicht wechseln. Nun gilt er bei Schalke als Top-Kandidat.

Die Nebengeräusche um Weinzierl, dessen Vertrag noch bis 2019 läuft, können die Konzentration aufs Sportliche beeinträchtigen. Der VfB muss sich in der Gefahrenzone Augsburg allerdings auf sich selbst und eigene Stärken besinnen.

Beim zu hoch ausgefallenen 1:3 gegen Bayern München hatte der VfB-Trainer noch auf einen Fünfer-Abwehrriegel gesetzt. Gegen die "physisch starken" Augsburger will Kramny seine Elf offensiver agieren lassen: "Klar ist, dass wir nach dem Bayern-Spiel wieder Stabilität auf dem Platz brauchen. Dass wir torgefährlich sind, wird ganz wichtig sein in Augsburg."

Eine große Rolle spielt allerdings auch die defensive Ordnung. Trotz des 1:3 gegen die Bayern war sie über weite Strecken gut. Doch "zu Null" hat der VfB schon lange nicht mehr gespielt. Zuletzt am 13. Februar beim 2:0 gegen Hertha BSC.