Das Mittwochs-Interview

„Bestrebung ist eine Stuttgart-Qualifikation“

Bei Petra Schraml-Dussle, der Chefin des in einer Woche beginnenden Reitturniers in Heiligenbronn, laufen immer alle Stränge zusammen. Im Gespräch mit der SÜDWEST PRESSE berichtet die 61-Jährige vom letzten Feinschliff und was sie neuerdings als Pferdezüchterin vorhat.

15.08.2018

Von Frank Häusler

Petra Schraml-Dussle freut sich als Turnierchefin schon auf die Turnierwoche in Heiligenbronn. Archivbild: Kuball

Petra Schraml-Dussle freut sich als Turnierchefin schon auf die Turnierwoche in Heiligenbronn. Archivbild: Kuball

SÜDWEST PRESSE: Frau Schraml-Dussle, nächste Woche Mittwoch fällt auf Ihrer

Anlage der Startschuss. Sind die wichtigsten Arbeiten des großen Fünftage-S-Spektakels schon abgeschlossen?

Petra Schraml-Dussle: Wir machen gerade nur noch Feintuning. Nachher geht’s für mich an die Ehrenpreise. Die müssen allesamt gerecht verteilt werden, damit es für alle Wettbewerbe gleich und ausgewogen ist. Unsere großen, bunten Siegerschleifen sind gerade in Produktion und müssten dieser Tage eintreffen.

Beginnt für Sie die heiße Phase der Vorbereitung am Tag des Nennungsschlusses, also vor knapp drei

Wochen?

Nein. Die heiße Phase vor einem Turnier beginnt für uns viel früher. Unser Sekretariat hat schon vor einigen Monaten damit begonnen Sponsoren ausfindig zu machen. Bereits zu Beginn eines Jahres gehen Flyer heraus und es wird darum gebeten, unser Turnier zu unterstützen. Das geschieht übrigens manchmal auch anders herum, dann werden wir sehr früh im Jahr angeschrieben.

Viele Springreiter freuen sich während der Saison offensichtlich
besonders auf Heiligenbronn. Was ist so besonders an Ihrer Veranstaltung?

Als Ausrichter kann man das selbst nicht so fühlen. Ich merke es nur an der Resonanz. Und wir wollen das Turnier schlichtweg möglichst angenehm für die Reiter gestalten. Mit einer guten und zügigen Organisation, damit wirklich alles stimmt und vom Springparcours bis hin zum Parkplatz alles durchorganisiert ist.

Sind Sie nicht jedes Mal aufs Neue gespannt, wer für das Turnier genannt hat und welche Reiter in Heiligenbronn an den Start gehen?

Dieses Jahr hatten wir schon ab dem Tag, als die Nennmöglichkeit im System online ging, einen derartigen Ansturm von Nennungen. Wir erhielten Anfragen von beängstigen Reitern, sie könnten keinen Startplatz mehr erhalten. Dabei haben wir die Prüfungen dieses Jahr gar nicht mit Handicaps sehr eingeschränkt. Mit letztendlich 300 Pferden, die bei uns in Stallzelten auch einstellen wollen, haben wir allerdings ganz schön die Luft angehalten.

Das sind 70 mehr als 2017, müssen Sie demnach ein ganzes Stallzelt mehr aufbauen?

Mindestens acht vielleicht sogar neun Stallzelte werden es diesmal tatsächlich sein. Das ist enorm. Wir haben aber auch am Drumherum ordentlich aufgerüstet. So wird es einen gepflasterten Platz an der Wasserstelle geben, damit die Turnierreiter keine nassen Füße bekommen. Das wurde im vorigen Jahr nämlich noch bemängelt. Man klagt bei uns auf hohem Niveau. Und damit es die Reiter nicht so weit zur Wasserstelle haben, stehen nun erstmals aufgrund der hohen Nennzahlen auch Wasserhähne inmitten der Stallzelte zur Verfügung, damit die Teilnehmer nicht so weit laufen müssen.

Sind sie eigentlich häufig auf anderen Reitturnieren unterwegs und holen sich Inspirationen?

Dieses Jahr war ich auf keinem anderen Turnier, im vorigen Jahr leider auch nicht. Da habe ich es lediglich nach Südfrankreich zu einem Turnier geschafft, bei dem meine Tochter gestartet ist. Ich finde aufgrund meines starken Engagements in unserem Unternehmen, wir expandieren ja auch, kaum Zeit für Turnierbesuche. Für unser Turnier sehe ich das aber auch nicht als notwendig an, wir haben in Heiligenbronn ganz klar unsere eigene Handschrift und wollen nicht irgendeine andere Veranstaltung kopieren. Wir sind ein mittelständisches Unternehmen und wollen ein Turnier für den mittelständischen Reitsport auf hohem Niveau machen.

Wegen der Weltreiterspiele im September findet das internationale Donaueschinger Turnier erstmals direkt vor Heiligenbronn statt. Spüren Sie solche Terminkollisionen?

Wir haben wieder ein sehr tolles Nennergebnis, aber auch ein paar tolle Leute nicht. Das liegt daran, dass einige Springreiter in Baden-Württemberg nicht so gut mit ihren Pferden ausgestattet sind, um mehrere Wochenenden in Folge Dreisterne-S-Prüfungen reiten zu können. Michael Jung zum Beispiel startet Mittwoch und Donnerstag mit seinen Nachwuchspferden bei uns und fährt dann meines Wissens weiter nach Münster zum Turnier der Sieger.

Werden die Zuschauer am Finaltag Michael Jung also nicht zu sehen bekommen?

Höchstwahrscheinlich nicht. Michael Jungs Sponsor ist aber über die ganze Zeit da. Herr Fischer hat, neben meiner Freundin Brigitte Vöster-Alber die immer traditionell den Großen Preis macht, ein Zweisterne-S-Springen übernommen. Hier in seiner Heimat wird Herr Fischer auch anwesend sein und den Siegerpreis persönlich überreichen.

Vielleicht sogar an einen Lokalmatador. Wie sieht es diesbezüglich mit dem Saisonverlauf von Tochter Yvette Dussle und Bereiterin Eva Vejmelka aus?

Ich freue mich immer, wenn die Pferde gut laufen. Andererseits bin ich da aber auch relativ ehrgeizlos. Meine Tochter ist nach großer Durststrecke, da das ein oder andere Pferd krankheitsbedingt aus dem Verkehr gezogen werden musste, wieder gut beritten. Wir suchen den Fehler nicht beim Pferd, sondern hinterfragen erst, ob der Reiter falsch geritten ist oder dem Pferd was wehtut.

Welches Ihrer S-Pferde ist ausgefallen?

Das war der Holsteiner Connor McMurphy. Aber Yvette hat jetzt seit Neuestem wieder ein wunderbares Springpferd im Stall, den Hannoveraner Vario. Ein Valentino/Uccello-Nachkomme, ein Traumpferd und die beiden sind so harmonisch unterwegs. Vario ist erst siebenjährig, von ihm verspreche ich mir sehr viel. Auch Eva Vemelkas Ariège hatte sich leider verletzt, wird derzeit zwar antrainiert und kann, nur weil der Fuß wieder verheilt ist, nicht gleich in Heiligenbronn die S-Springen gehen. Wie Yvette Dussle mit Vario startet auch Eva Vejmelka, sie mit der Hannoveraner-Stute Belle Ile, in der Youngster-Tour. Belle Ile ist auch ein erst siebenjähriges Springpferd.

Wie viele Startplatzreservierungen erhoffen Sie sich jedes Jahr für die Springen, insbesondere für den Dreisterne-Großen Preis?

Uns liegen derzeit 55 Nennungen für den Großen Preis vor, wenn dann am Ende im Finale tatsächlich um die 40 Starterpaare mitmachen, finde ich das eine gute Zahl. Dann wird das nicht so endlos, ich finde diese Endlos-Springen mit zu vielen Startern immer ganz schrecklich. Für unser Freitags-S-Springen zum Beispiel erhielten wir 116 Nennungen, das ist nach meinem Geschmack ein bisschen zu viel. Unser fünftägiges Turnier ist uns mit seinen 1833 Startmeldungen ein wenig aus dem Rahmen geglitten. Ich versuche das mit kleinen Handicaps in der Ausschreibung herunterzudrücken, so richtig gelungen ist mir dies aber nicht. Andererseits ist es aber auch schön, wenn die Menschen kommen und reiten wollen. Viele Reiter sind obendrein so begeistert und deshalb bereit das Turnier zu unterstützen und zu sponsern. Das gehört ebenso dazu und ich betrachte es als große Anerkennung für mein Team um mich herum. Ich finde, das ist die größte Auszeichnung, die man kriegen kann.

Wenn Sie beruflich so eingespannt sind, haben Sie dann wenigstens Gelegenheit selbst mal wieder in den Sattel zu steigen?

Oh je, das ist auch schon wieder Monate her. Da habe ich ein Springpferd und auch mich selber wieder ein bisschen antrainiert. Dann kamen wieder berufliche Dinge in die Quere, ich schäme mich fast, dass ich so lange nicht mehr selbst geritten bin.

Und was macht Ihre andere große Begeisterung, die Pferdezucht?

Da habe ich sogar ganz neue Pläne. Ich möchte versuchen gefleckte Springpferde zu züchten und arbeite mich derzeit in die Gene der gefleckten Pferde hinein. Von einer Bekannten aus Portugal kaufte ich bereits ein tolles Hengstfohlen, dessen Vater schon Global Champions Tour lief. Mal sehen, ob der `junge Mann´ was wird und die Körung schafft. Außerdem kann ich meine Stuten gefleckt decken lassen und mit etwas Glück könnte was Geflecktes herauskommen.

Wie viele Fohlen erblickten in diesem Jahr in Heiligenbronn das Licht der Welt?

Leider gar keine, weil meine Stuten im vorigen Jahr meist unlustig waren oder es gab zum passenden Moment keinen Samen des gewünschten Hengstes. Dieses Jahr sind aber drei Stuten tragend. Mal sehen, ob sie es bleiben. Das ist auch nicht immer so eine leichte Angelegenheit. Andererseits freuen sich dann die Vermarkter, weil ich immer wieder Fohlen oder junge Pferde dazu kaufe.

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Erstellt:
15.08.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 55sec
zuletzt aktualisiert: 15.08.2018, 01:00 Uhr

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