Bildung

Biblische Geschichten lebendig erzählen

Die Katholische Erwachsenenbildung lud zu einer spannenden Vortrags- und Gesprächsrunde in das Weitinger Begegnungshaus.

07.03.2018

Von Hermann Nesch

Von Mechthild Alber (Zweite von links) erfuhren viele Teilnehmerinnen, wie biblische Geschichten noch heute auf Menschen wirken können. Bild: Nesch

Von Mechthild Alber (Zweite von links) erfuhren viele Teilnehmerinnen, wie biblische Geschichten noch heute auf Menschen wirken können. Bild: Nesch

Biblische Geschichten sind auch heute noch aktuell und faszinieren als „Seelennahrung“ die Menschen, vor allem die Kinder. Doch wie lassen sich aus den biblischen Texten anschauliche, lebendige Erzählungen gestalten und wie kann man Sicherheit in der Auswahl und im Erzählen finden? Um solche und ähnliche Fragen ging es bei einer sehr gut besuchten, spannenden und kreativen Vortrags- und Gesprächsrunde der Katholischen Erwachsenenbildung (KEB) des Dekanats und der Kirchengemeinde Sankt Martinus am vergangenen Samstag im Weitinger Begegnungshaus.

Mit der Diplom-Theologin und zertifizierten Bibelerzählerin und Referentin für Ehe und Familie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Mechthild Alber, konnten die Veranstalter eine absolute Expertin gewinnen, die ihre fast ausschließlich weiblichen Zuhörer von Beginn durch ihre beeindruckende Erzählkunst in den Bann zog.

Symbolische Wahrheit mit Tiefe

Einstieg und Hinführung erfolgten durch ein großes Puzzle zu biblischen Geschichten, vornehmlich aus dem Alten Testament, wie beispielsweise die Schöpfungsgeschichte, die Erzählungen über die Arche Noah, von Daniel in der Löwengrube oder von David und Goliath, die kurz inhaltlich besprochen und interpretiert wurden.

Wenn in der Bibel anschaulich von Gott geredet werde, so Mechthild Alber, spiegele sich darin das frühe menschliche Bewusstsein wider. Kinder hätten daher oft einen direkteren Zugang zu den biblischen Geschichten als „aufgeklärte“ Erwachsene. Die Chance der „naiven“ kindlichen Vorstellung liege daher in ihrer Emotionalität.

Kinder lieben und bräuchten Geschichten, denn darin ließen sich die vielen unüberschaubaren Ereignisse und Erlebnisse zu einem sinnvollen Ganzen ordnen. Es gebe darin, ähnlich wie in den Märchen, einen Anfang und ein – meist gutes – Ende. Die biblischen Erzählungen seien daher nicht nur ein historisches „Geschichtsbuch“, sondern auch ein exemplarisches mit grundlegenden menschlichen Erfahrungen und Fragen, die schon vor bald 3000 Jahren gestellt wurden. Die symbolische Wahrheit weise also weit über ihre Zeitbedingtheit hinaus.

Biblische Geschichten würden nicht von einer heilen Welt erzählen, sondern von Not und Unterdrückung, Ungerechtigkeit und Gottlosigkeit. In ihnen könnten sich die Kinder mit den „biblischen Helden“ identifizieren und im Vertrauen auf Gott innerlich wachsen, weil es auch
die Kleinen und Schwachen seien, die Lebensraum gewinnen. Somit sei die Bibel auch ein „Mutmach-Buch“, deren Geschichten für die seelische Entwicklung von Kindern hilfreich sei, weil sie die sozialen Grundbedürfnisse ernst nähmen. Dies gelte besonders für die Jesus-Geschichten.

Mechthild Alber vermittelte auch anschaulich und lebendig die erzählerischen Mittel, um das Ziel einer intensiven Kommunikation zwischen Erzählern und Zuhörern zu erreichen. Diese reichen von der Erzählweise über die Stimmfärbung und Dramatik bis hin zur Erzählperspektive, ob nun als „allwissender“ oder als neutraler Erzähler oder aus der Sicht einer Person.

Anhand der Josef-Geschichte konnte nach dem von Pierre Schmitt zubereiteten Mittagessen nach der Theorie die Praxis folgen. In Gruppenarbeit befassten sich die Teilnehmer mit der Josef-Geschichte, die ein weiteres wichtiges Kriterium bot, nämlich die Geschichten in einzelne Segmente zu zerlegen, um diese danach im Plenum lebendig und spannend zu erzählen. Wie es das Ziel der gelungenen Veranstaltung gewesen war.