Fülliger Teenager will Model werden: Präzise Familienstudie mit Drift ins Melodramatische.

Bin ich sexy?

Fülliger Teenager will Model werden: Präzise Familienstudie mit Drift ins Melodramatische.

24.11.2015

Von che

Bin ich sexy?

Mit ihren 15 Jahren hat Mareike aus Mannheim schon eine klare Vorstellung von der beruflichen Zukunft. Sie will Miss Baden-Württemberg werden. Und daran soll sich nahtlos eine Karriere als Model anschließen. Dass die junge Dame etwas fülliger geraten ist als die meisten ihrer Klassenkameradinnen, hält sie nicht davon ab, in aller Bessessen- und Verbissenheit ihrem großen Traum näher zu kommen.

Für ihre allein erziehende Mutter sind das alles Flausen, teure zudem. Als einfache Verkäuferin hat sie genug damit zu tun, drei hungrige Mäuler zu stopfen und nebenbei noch ein bisschen Liebe ? für die Kinder und einen neuen Verehrer ? aufzubringen.

Dies ist, ehe dann eine einschneidende melodramatische Wendung eintritt, die Ausgangslage des ersten Spielfilms der Berliner Filmstudentin Katinka Feistl. Und obwohl er in Stil und Ausstattung sichtlich aufs Fernsehen zugeschnitten ist, hat er doch einige gewaltige Pfunde zum Wuchern. So führt die Regisseurin den Widerstreit der Sehnsüchte von Mutter und Tochter so zwingend vor Augen, dass man als Zuschauer hin-und hergerissen ist, wessen Partei man ergreifen soll. Überhaupt zählt die Zeichnung dieser Unterschichts-Familie, ihrer demütigenden, chaotischen und zärtlichen Seiten, zum Besten, was das deutsche Kino in dieser Hinsicht zuletzt zu bieten hatte.

Leider werden die so präzise und realitätsnah angelegten Konflikte zum Ende hin zwischen simplen Genre-Mustern und pädagogischen Winken zerrieben. Aber vielleicht muss man im Kampf gegen jugendlichen Schönheits- und Schlankheitswahn ja mal dick auftragen.