Das Mittwochs-Interview

„Bin kein unentdecktes Talent“

Als Umsteigerin begeistert Elena Burkard von der LG Farbtex Nordschwarzwald über 3000-Meter-Hindernis. Bei der EM in Berlin Anfang August könnte eine Medaille möglich sein – dafür muss die 26-Jährige aber ihre Technik optimieren.

11.07.2018

Von Maik Wilke

Elena Burkard ist in Top-Form und startet bei der EM in Berlin mit Medaillen-Chancen. Dennoch weiß die 26-jährige Läuferin der LG FarbtexNordschwarzwald auch von ihren Schwächen. Bild: Drechsel

Elena Burkard ist in Top-Form und startet bei der EM in Berlin mit Medaillen-Chancen. Dennoch weiß die 26-jährige Läuferin der LG Farbtex Nordschwarzwald auch von ihren Schwächen. Bild: Drechsel

SÜDWEST PRESSE: Frau Burkard, die wichtigste Frage zuerst: Starten Sie bei der Europameisterschaft in Berlin über die 5000 Meter oder über die 3000-Meter-Hindernis?

Elena Burkard: Wenn nichts Gravierendes dazwischenkommt, laufe ich über die 3000-Meter-Hindernis. Da bin ich auch vom Verband vornominiert. Zudem war auch das Ergebnis beim Lauf in Zürich am Dienstagabend relevant, bei dem ich nochmals eine bessere Zeit gelaufen bin.

Sie haben sich ja mit Ihrem Trainer Jörg Müller darüber beraten. Weshalb haben Sie sich nun für diese Strecke entschieden?

Wir haben schon im August 2017 überlegt, dass diese Strecke eine Option für die Europameisterschaft sein könnte. Auch weil die Konkurrenz innerhalb Europas und Deutschlands nicht so groß ist. Jetzt hat der Einstieg so gut funktioniert, dass die Entscheidung recht schnell klar war.

Allerdings, schließlich waren in diesem Jahr erst vier Athletinnen schneller als Sie mit Ihrer Zeit von 9:34,51 Minuten. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein, im August den Finallauf der EM zu erreichen?

Das ist auf jeden Fall das Ziel, auch wenn man bei den Hindernissen nie genau weiß, wie sich ein Lauf entwickelt.

Ist auch eine Medaille drin?

Naja, wir sind ja in die Saison gegangenen mit dem großen Ziel, die EM-Norm zu erfüllen. Das ist jetzt sogar über zwei Strecken geglückt. Ich möchte aber nicht von einer Medaille träumen, sondern mich darüber freuen, dass ich die Norm abhaken und den Fokus jetzt voll auf Berlin legen kann. Ich habe richtig Lust auf die 3000-Meter-Hindernis.

Können Sie jetzt, da die Entscheidung gefallen ist, noch spezieller trainieren?

Wir werden nach der Deutschen Meisterschaft in Nürnberg Ende Juli sicher noch über ein paar Tage einen Trainingsblock einbauen, doch dann geht es auch schon bald darum, die bestmögliche Erholung für die EM zu bekommen und zu regenerieren. Eine Woche vorher nimmt man sich da schon ein wenig raus aus dem Training – natürlich ohne zu faul zu werden.

In Ihrem ersten Lauf über diese Strecke sind Sie 9:48,08 Minuten gelaufen, haben sich in wenigen Läufen schon auf 9:34,51 gesteigert. Was ist zeitlich bei Ihnen noch drin?

Ich habe auf jeden Fall noch Potenzial in der Technik. Da kann ich einige Sekunden rausholen. Oft springe ich zu hoch über die Hindernisse, was mich Energie und Zeit kostet. Bei der Landung sind die Kontrahentinnen schon einen Schritt weiter, den ich dann wieder zulaufen muss. Im Lauf eines Rennens wird das besser, weil ich müder werde und damit automatisch flacher springe. Doch in den ersten Runden habe ich da sicher noch Luft nach oben.

Wie kam es überhaupt zum Wechsel auf die Hindernis-Strecke?

Ich hatte schon immer damit geliebäugelt, auf diese Disziplin zu wechseln, da ich auch gerne und viel Cross laufe. Dort habe ich bisher meine größten Erfolge gefeiert. Im Winter habe ich nun mit meinen Trainern viel an der Technik gearbeitet, aber da wurde auch klar: Ich bin kein unentdecktes Talent. Das bedeutet, dass ich schon viel daran arbeiten muss und mich noch immer steigern kann. Es wird von Lauf zu Lauf besser.

Auch beim Wassergraben? Mit diesem hatten Sie anfangs ja Probleme…

Ja, auch da. Die Technik ist dabei nicht so schwierig, aber es kostet eben Überwindung. So langsam finde ich aber mehr und mehr heraus, wie man nach dem Sprung flüssig weiterläuft.

Die EM in Berlin wird Ihre erste sein. Sind Sie schon angespannt oder steigt die Vorfreude?

Ich freue mich riesig darauf, schließlich ist es eine Heim-EM, also etwas ganz Besonderes.
Zudem wird es ein cooles Event an sich, weil sich die Organisatoren in Berlin viel einfallen lassen. Die Zuschauer sitzen teils
deutlich näher an den Athleten, zudem wird die Bande wohl als zusätzliche Leinwand benutzt. Das hat schon was.

Abgesehen von Berlin: Über welche Strecke sehen Sie Ihre mittelfristige Zukunft? Werden Sie gar nicht mehr über die 5000 Meter antreten?

Doch, das eine schließt das andere nicht immer aus. Aber bei großen Events wie Welt- und Europameisterschaft sowie Olympia sind die Chancen im Hindernis-Lauf über 3000 Meter einfach besser. Da werde ich mich dann auf diese Strecke konzentrieren.

Zur Person:

Elena Burkard ist 26 Jahre alt und studiert an der Universität in Tübingen Chemie (Masterstudiengang). Seit sie 18 Jahre alt ist, läuft sie für die LG Farbtex Nordschwarzwald – und das überaus erfolgreich: Im März 2018 wurde Burkard Deutsche Meisterin im Cross-Lauf, bei der EM in dieser Disziplin wurde sie Fünfte.

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Erstellt:
11.07.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 18sec
zuletzt aktualisiert: 11.07.2018, 01:00 Uhr

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