Ebay-Konto gehackt: Jetzt kommen bitterböse Mails

Birgit K. fiel aus allen Wolken: Jemand hatte ihr Ebay-Konto gehackt.

Birgit K. heißt in Wirklichkeit anders. Sie hat Anzeige erstattet und will anonym bleiben, um die Ermittlungen nicht zu erschweren. Deshalb möchte sie ihre Geschichte auch nur in groben Zügen und nicht mit allen Details in der Zeitung lesen. Aber es ist der Bewohnerin einer Steinlach-Gemeinde wichtig, andere zu warnen: „Man ist als normaler Verbraucher heillos überfordert.“

29.12.2016

Von Renate Angstmann-Koch

Symbolbild: tiero - Fotolia.com

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Birgit K. nutzt seit über zehn Jahren die Handelsplattform Ebay. Auf ihrem Konto sind mehrere hundert Käufe verzeichnet, die Bewertungen sind durchweg positiv. Doch jetzt fürchtet sie, als Betrügerin dazustehen. Dabei habe sie „weder was vertickt noch kassiert, nicht einen einzigen Cent“. Aber jemand anderes hat es von ihrem Ebay-Konto aus getan: „Da bieten Leute in meinem Namen Zeug an, das es vermutlich nicht mal gibt.“

Birgit K., Ende fünfzig, kann wohl froh sein, dass die Sache schnell aufflog. Es kam ihr schon merkwürdig vor, als sie sich am vorletzten Wochenende nicht mehr auf ihrem Ebay-Konto anmelden konnte. Richtig alarmiert war sie aber erst am Montag vor einer Woche. Da kam ein Anruf. „Mir ist fast die Luft weggeblieben“, berichtet sie. Der Mann am Telefon erklärte ihr, sie habe ein Spezialwerkzeug für die Kfz-Reparatur, dessen Namen sie bis dahin nicht mal kannte, an die hundert Mal verkauft. So oft hatten Interessenten den Sofortkauf-Button angeklickt.

Auch der Anrufer, ein Kraftfahrzeughändler, interessierte sich für das Werkzeug. Ihn machte aber stutzig, dass die angebliche Verkäuferin keine Geschäftsfrau war und bei Ebay immer nur gekauft, selbst jedoch nie Waren angeboten hatte. Über die hinterlegte Adresse kam der Anrufer an ihre Telefonnummer, erreichte zu Hause ihren Mann und schließlich sie selbst.

Birgit K. rief sofort die Service-Hotline von Ebay an. Sie bekam bestätigt, dass ihr Konto gehackt worden war. Der oder die Täter hatten wohl – vermutlich über eine Phishing-Mail an ihre private Mail-Adresse – ihren Benutzernamen abgegriffen, sich dann per Password-vergessen-Funktion Zugang zu ihrem Ebay-Konto verschafft und die Daten geändert.

Birgit K. erstattete sofort Anzeige auf dem nächsten Polizeirevier an ihrem Arbeitsort. Doch über Weihnachten erhielt sie bitterböse Mails von Käufern, die kein Paket, sondern von Ebay eine Nachricht erhalten hatten, es handle sich um einen betrügerischen Vorgang. Sie forderten die Ware oder ihr Geld zurück, doch Birgit K. besitzt weder das eine noch das andere.

Sie hat in den letzten Tagen etwa 150 – teils fremdsprachige – Mails beantwortet und immer wieder beteuert, dass sie keine Betrügerin, sondern Opfer sei. „Das hat mir Weihnachten verdorben“, sagt sie. Doch das Ebay-Menü verlangte es mit Fristsetzung so. Erst der vierte oder fünfte Anruf bei Ebay ergab, dass sie dazu entgegen den ersten Angaben gar nicht verpflichtet sei.

Bis jetzt hat Birgit K. keinen materiellen Schaden erlitten. Je nach Zahlungsart sind Käufer vor Verlusten geschützt. Und einem befreundeten Anwalt zufolge kann sie nicht für etwas in Haftung genommen werden, an dem sie nicht schuld ist. Doch so viel Ärger und Stress – das wünscht sie niemandem. Und sie weiß nicht, was die Betrüger sonst noch mit ihren Daten im Schilde führen: „Das schlimmste ist das Gefühl, für Dritte, die ich nicht kenne, vollkommen nackt zu sein. Dieser Kontrollverlust ist sehr schwierig.“ Inzwischen hat sie sämtliche Passwörter ausgetauscht, doch sie bewegt sich völlig verunsichert im Netz. Sie hat sich auch über Cyberkriminalität kundig gemacht: „Wenn man Identitätsdiebstahl googelt, kommt man auf die tollsten Geschichten.“

Ebay warnt generell vor Phishing-Aktivitäten

Ebay will zwar seinen Kunden „einen sicheren und zuverlässigen Marktplatz bieten“. Doch könne man „missbräuchliche Nutzungen dieser Art“ nicht hundertprozentig ausschließen, ergab eine Nachfrage bei der Pressestelle des Unternehmens. Meist gelangten Kriminelle über Phishing in den Besitz von Daten. Diese Aktivitäten hätten sich stark professionalisiert.

Ein betrogener Käufer könne zwar grundsätzlich gegen den eigentlichen Inhaber eines Kontos, das Opfer einer Phishing-Attacke wurde, vorgehen. Das sei aber gemäß der aktuellen Rechtsprechung „in der Praxis nur selten von Erfolg gekrönt“. Rechtlich hätte ein Käufer nur dann einen Anspruch, wenn der Kontoinhaber sein Vertragspartner wurde. Das sei aber nur in Ausnahmefällen so, wenn dessen Mitgliedskonto von jemand anderem missbraucht wurde. Ebay rät jeweils beiden Seiten, Strafanzeige zu erstatten.