Taubenpopulation in Horb

Wie viele Tauben sind zu viele?

Horbs Taubenpopulation ist noch weit von venezianischen Ausmaßen entfernt. Einzelne Bürger mahnen jedoch bereits Maßnahmen zur Eindämmung an.

17.10.2018

Von Manuel Fuchs

Unbedenklich oder „5 vor 12“? Im Schatten der Liebfrauenkapelle tummelten sich gestern Mittag etwa 50 Tauben. Bild: Fuchs

Unbedenklich oder „5 vor 12“? Im Schatten der Liebfrauenkapelle tummelten sich gestern Mittag etwa 50 Tauben. Bild: Fuchs

Auf Tauben ist Rainer Ritzkowski nicht gut zu sprechen: Das Gebäude in der Altheimer Straße 4, dessen Mitbesitzer er ist, leidet unter dem Kot und den Federn, den diese Tiere hinterlassen. Am Unteren Markt in Horb habe er eine stark steigende Population der Tauben beobachtet und hält es nun für angebracht, dagegen vorzugehen.

„Die Stadt Horb kümmert sich um nichts“, sagt er. „Die fahren mit ihrem Reinigungswagen vorbei. Danach ist der Rinnstein sauber; den Gehweg muss ich selbst mit Wasser und Besen putzen.“ Das gläserne Vordach des Gebäudes in Schuss zu halten sei deutlich aufwendiger, und an viele Stellen komme Ritzkowski gar nicht selbst heran: Zwischen seinem und dem Nachbargebäude haben die Architekten und Bauherren knapp 50 Zentimeter Platz gelassen: Ein Mensch passt da vielleicht gerade so hinein; für Tauben ist dieser Zwischenraum ideal. „Der Kot ist nicht nur ein ästhetisches Problem, sondern auch ein gesundheitliches“, führt Ritzkowski aus. Er befürchtet die Ausbreitung von Krankheitserregern, wenn niemand die Taubenpopulation eindämmt. Dazu kommen die Federn; sie verstopften mit der Zeit Dachrinnen und Abflüsse.

Er hat sich an die Stadtverwaltung gewandt, seine Sicht der Dinge dargelegt und darum gebeten, über die „Maßnahmen beziehungsweise ‚Abwehrstrategien‘ informiert zu werden. Selbst bringt er einen Taubenturm ins Spiel, mit dem andere Gemeinden die Taubenpopulation an weniger dicht bewohnte Stellen umsiedeln und durch eine zentrale Gelegekontrolle eindämmen wollen.

Die Antwort aus dem Fachbereich Recht und Ordnung stellte Ritzkowski jedoch nicht zufrieden: „Die praktischen Lösungsansätze von Seiten der Stadtverwaltung Horb beschränken sich derzeit auf das in der Polizeilichen Umweltschutzverordnung enthaltene Taubenfütterungsverbot.“ Verstöße dagegen können mit einer Geldbuße zwischen 5 und 1000 Euro geahndet werden. Ein solches Verbot sei „nach Ansicht der Fachleute die weitaus beste Methode, [...], den Tauben zu einem artgerechten Leben zu verhelfen“, schreibt die Stadtverwaltung weiter.

Außerdem verweist die Stadt in ihrer Antwort auf die Verantwortung jedes Gebäudeeigentümers, Taubenabwehrmaßnahmen zu ergreifen, Sitz- und Nistgelegenheiten zu entfernen und sie durch technische Vorkehrungen für Tauben unzugänglich zu machen. Ein Taubenturm sei bereits 2010 wegen hoher Kosten, insbesondere der Folgekosten, abgelehnt worden.

Ritzkowski hält das für zu kurz gedacht: „Das Fütterungsverbot ist gut, hilft hier aber nicht. Die Tauben am Unteren Markt werden ja so gut wie nicht gefüttert.“ Selbst wenn er als Hauseigentümer unter großem Aufwand Maßnahmen ergriffe („Ohne Drehleiter käme ich da gar nicht hin!“), verlagere dies das Problem nur in die Nachbarschaft. „Das ist dann wie Laub mit dem Gebläse durch die Gegend zu pusten, anstatt es ordentlich zu sammeln und wegzuschaffen.“

Delikater Nebenschauplatz: Ritzkowski möchte das Gebäude in der Altheimer Straße 4 verkaufen; 395000 Euro zuzüglich Maklercourtage sind als Preis veranschlagt. Potenzielle Käufer können die Auswirkungen der Horber Tauben natürlich als Verhandlungsansatz heranziehen.

Streng monetär gedacht müsste Ritzkowski der Stadt Horb einen Taubenturm spendieren. Man darf mutmaßen, dass die Kosten dafür niedriger liegen als die Verhandlungsspanne im Verkaufspreis des Hauses, solange die Tauben ihre Hinterlassenschaften darauf und daneben platzieren. Darauf angesprochen meint er lachend: „So kann man das natürlich auch rechnen.“ Vielleicht sei dies nach nackten Zahlen der ideale Weg, aber er bilde die Zuständigkeiten nicht ordnungsgemäß ab.

Es bleibt also abzuwarten, ob die Stadtverwaltung eine wachsende Taubenpopulation als Problem anerkennt und wirksame Gegenmaßnahmen ergreift. Oder ob Rainer Ritzkowski mit der Sache alleine fertig werden muss.

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Erstellt:
17.10.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 44sec
zuletzt aktualisiert: 17.10.2018, 01:00 Uhr

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