Die heiße Liebe zwischen Jüdin und Nazi musste mal erzählt werden. Oder?

Black Book

Die heiße Liebe zwischen Jüdin und Nazi musste mal erzählt werden. Oder?

24.11.2015

Von che

Black Book

Kein Regisseur ist so sexbesessen wie Paul Verhoeven ? seine Filmografie von „Türkische Früchte? über „Basic Instinct? bis „Showgirls? spricht für sich. Ein wesentlicher Anlass für „Black Book? dürfte demnach gewesen sein, das sonst so ernsthaft spröde Nazifilm-Genre mal mit richtig deftigen Sexszenen aufzupeppen.

Im Mittelpunkt steht die überaus aparte Jüdin Rachel (Carice van Houten), die sich in den letzten Monaten des zweiten Weltkriegs dem niederländischen Widerstand anschließt. Zu Spionagezwecken steigt sie mit dem Nazischergen Müntze (Sebastian Koch) ins Bett, woraufhin in beiden die Liebe keimt und Müntze sich wie durch ein Wunder zu einem Ausbund an Anstand wandelt.

Man merkt: Mit den historischen Fakten nimmt es der Plot „nach einer wahren Begebenheit? nicht so genau. Umso akkurater erfüllt er das eherne Gesetz, wonach heutzutage kein Nazifilm vom Band läuft, in dem nicht ein edler Deutscher das Wüten seiner Volksgenossen konterkariert.

Wer sich von Beginn an aus dem Kopf schlägt, dass hier einigermaßen authentisch Geschichte abgebildet wird, kann mit „Black Book? jedoch eine gut unterhaltsame Zeit verbringen. Zurück in der niederländischen Heimat erweist sich der in Hollywood aufs Abstellgleis verschobene Verhoeven als kraftvoller Erzähler einer wilden, opulent illustrierten Kolportage, in der Elemente von Agententhriller, Gangsterfilm, Melodrama und Nazi-Sex-Trash kunterbunt schillernd durcheinander purzeln.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 40sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Eberhard Neu 14.05.200712:00 Uhr

Black Book ist ein sehenswerter Film, nicht nur weil er bis zum Schluss spannend ist. Die permanenten, atemberaubenden Wendungen der Spielhandlung, die interessante Thematik von holländischem Widerstand gegen nationalsozialistische Besatzer, Leidenschaft, Intrigen und nicht zuletzt die fantastischen Leistungen der SchaupielerInnen, machen den Film zu einem aufregenden Kinoerlebnis.

Sebastian Selig 11.05.200712:00 Uhr

Mann, das Ganze ist von solch berührender Unfassbarkeit. Wie Michael Hanecke gucken, ohne dessen herausgekehrte Überlegenheit reingehämmert zu bekommen. Auch 12 Stunden später noch nicht herausfinden können, wie der Trick funktioniert. 156 Minuten mit Freudentränen in den Augen zugebracht. Was die Dekonstruktion von Genre angeht, der größte Film seit A HISTORY OF VIOLENCE.