Lieblich plätscherndes Osteuropa-Roadmovie mit romantischem Einschlag.

Blue Moon

Lieblich plätscherndes Osteuropa-Roadmovie mit romantischem Einschlag.

24.11.2015

Von che

Blue Moon

Wenn sich demnächst die Europäische Union nach Osten ausdehnt, wird diese sagenhafte Welt der Autodiebe, Wodkaschwemmen und Serviettenknödel viel von ihrer mysteriösen Strahlkraft verlieren. „Blue Moon? dürfte demnach einer der letzten Filme sein, der noch ganz unbefangen in den Klischees vom wilden Osten, den Wunsch- und Angstbildern der Westler, schwelgen darf.

Alles beginnt auf einem Parkplatz hinter Wien, wo der tollpatschige Kleinganove Johnny Pichler (Josef Hader) in völliger Verkennung der Kräfteverhältnisse die Russenmafia übers Ohr hauen will. Seine überstürzte Flucht führt ihn über die Slowakei und die Ukraine bis zu Eisensteins Treppe nach Odessa. Unterwegs trifft er auf allerlei dubioses Volk wie den ostdeutschen Berufsloser Ignaz (Detlev Buck) und natürlich eine atemraubend schöne Osteuropäerin voller abgründiger Geheimisse.

Ohne große Höhepunkte, aber mit viel Charme und einem trefflich zerknitterten Hader inszeniert die Regie-Debütantin Andrea Maria Dusl diesen abenteuerlichen Trip durch den Postkommunismus, dessen bröckelnde Städte, finstere Spelunken und abgewetzte Hotelzimmer sich zu schierer Schönheit fügen.

Ein Meisterwerk wie einige andere österreichische Filme der letzten Zeit („Hundstage?, „Komm süßer Tod?) ergibt das zwar nicht, doch mixt die Regisseurin ganz unterschiedliche Genre-Zutaten wie Romantik, Thrill, sanften Slapstick und Mystery so gewitzt unters Roadmovie, dass einem ganz warm ums Herz wird. Und möge diese Hauptdarstellerin mit dem wunderbaren Namen Viktoria Malektorovych bitte nicht spurlos im wilden Osten verschwinden.