Schopfloch · Musikfestival

Brass-, Kabarett- und Polka-Mix begeistert

„Kleinkunst at its Best“ – unter diesem Motto stand das diesjährige Kleinkunstfestival in der Produktionshalle der Schopflocher Firma Homag.

11.06.2019

Von Jochen Stöhr

Als Special Guest bot das „Happy Town’s / Tones Brass Ensemble“ anspruchsvolle Blasmusik.

Als Special Guest bot das „Happy Town’s / Tones Brass Ensemble“ anspruchsvolle Blasmusik.

Traditionell treten beim Schwarzwald Musikfestival die Gewinner des Kleinkunstpreises Baden-Württemberg auf. Auch bei der diesjährigen Ausgabe präsentierten sich wieder preisgekrönte Künstler und Formationen aus verschiedenen Genres. Die mit 500 Gästen restlos ausverkaufte Produktionshalle der Firma Homag verwandelte sich einmal mehr in eine Konzerthalle. Zu Beginn kündigte Mark Mast, Dirigent und Intendant des Schwarzwald Musikfestivals; den „Special Guest Black Forest“ an.

Diesen Part übernahm diesmal die neu gegründete Bläserformation „Happy Town’s / Tones Brass Ensemble“ aus der Region Freudenstadt. Die knapp zwanzig jungen Musiker unter der Leitung von Musik- und Kunstschulleiter Christian Pöndl begannen mit ruhigen, fast schon andächtigen Tönen, bewiesen aber im Laufe des Abends, dass sie verschiedene Stilrichtungen beherrschen.

Der satte und sauber gespielte Bläsersound mit solistischen Ansätzen kam sehr gut an beim Publikum und beim Moderator. Mast zeigte sich beeindruckt vom Können des Ensembles, das laut Pöndl erst seit vier Monaten existiere und gerade einmal seinen dritten größeren Auftritt absolvierte. Wenn weiter so fleißig geübt werde, dann könnten die Vorbilder von „German Brass“ in einigen Jahren ernsthafte Konkurrenz bekommen, sagte Mast voraus. Mit dem Frank-Sinatra-Klassiker „New York, New York“ verabschiedete sich das Ensemble rhythmisch und mit viel Spielfreude vom Publikum.

„Lizenz zum Trödeln“

Als zweiter Act des Abends stand die Gewinnerin des Kleinkunstpreises 2009 auf der Bühne. Stefanie Kerker hatte die „Lizenz zum Trödeln“ mitgebracht und plauderte munter aus ihrem Leben. Die Solokünstlerin hatte ihren ganz eigenen Charme und sorgte mit ihrem Musik-Kabarett für die humorvollen Momente an diesem Abend. Dabei nahm sie kein Blatt vor den Mund, bewertete ihr Publikum mit Sternchen und nahm so manche Macken ihrer Mitmenschen auf die Schippe, von der Öko-Freundin bis zum Leistungsdenken und der Unternehmenskultur hierzulande.

Hat etwa ein Mitarbeiter Probleme, dann schickt man ihn halt in eine Achtsamkeits-Meditationsgruppe – und das Wohlbefinden ist schnell wieder hergestellt.

Danach gebe es dann auch keine Schuldgefühle mehr, wenn es darum geht, andere Mitarbeiter zu entlassen. Ihre Lieder begleitete die Kabarettistin mit Ukulele, Akkordeon oder sogenannten Boomwhackers, und baute in ihre teils gesprochenen, teils gesungenen Liedtexte auch mal geschickt Orte wie Freudenstadt, Schopfloch oder Horb ein. Wer sich dann gegen Ende des Auftritts fragte, was das alles mit James Bond zu tun haben soll, der wurde von Kerker mit dem Song „Licence to chill“ aufgeklärt. In der bewirteten Pause konnten sich die Besucher für den zweiten Teil des Abends stärken. Denn da kamen „Hiss“, die Kleinkunstpreisträger Baden-Württemberg 2019 auf die Bühne. Dabei wurde die eigenwillige Polka- und Folkband schon 1995 gegründet und besteht somit sogar schon etwas länger als das Schwarzwald Musikfestival. Mit ihrem fetzigen und handgemachten Polkasound legten die fünf Musiker auch gleich richtig los.

Die Herren an Mundharmonika, Akkordeon, Bass, Schlagzeug und Gitarre zeigten, dass sie echte Könner an ihrem jeweiligen Instrument sind. Sänger Stefan Hiss brachte auch noch eine Prise Humor mit und zeigte, dass sich die Band selber nicht immer ganz so ernst nimmt. „Wir sind Hiss und unsere Hobbys sind Rum trinken und Schiffe versenken“, sagte er als Begrüßung und Einleitung zu einem ihrer Songs. Der Aufforderung, sich auf die Tanzfläche vor der Bühne zu begeben, kamen die Besucher zwar nicht nach, klatschten oder schunkelten da für aber begeistert zu den meist flotten und deutschsprachigen Folksongs.

Als ganz besondere Zugabe durften am Ende noch einmal alle Künstler des Abends auf oder vor die Bühne kommen. Die gemeinsame Version des „Blues-Brothers“-Themas bewies, dass man Blasmusik und Folkrock auch gut mit einer Blockflöte anreichern kann. Das Publikum zeigte sich begeistert von der außergewöhnlichen Kollaboration am ungewöhnlichen Konzertort. Das Kleinkunstfestival zeigte einmal mehr die stilistische Bandbreite des Schwarzwald Musikfestivals, das sich längst nicht nur auf klassische Musik beschränkt.

„Ausverkauft“ hieß es beim Kleinkunstfestival der Firma Homag, das inzwischen fest zum Schwarzwald Musikfestival gehört. Bilder: Jochen Stöhr

„Ausverkauft“ hieß es beim Kleinkunstfestival der Firma Homag, das inzwischen fest zum Schwarzwald Musikfestival gehört. Bilder: Jochen Stöhr

Musik-Kabarett mit „Lizenz zum Trödeln“ von Stefanie Kerker.

Musik-Kabarett mit „Lizenz zum Trödeln“ von Stefanie Kerker.

Die Kleinkunstpreisträger der Band „Hiss“ präsentierten einen bunten Stil-Mix aus Folk und Polka.

Die Kleinkunstpreisträger der Band „Hiss“ präsentierten einen bunten Stil-Mix aus Folk und Polka.

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Erstellt:
11.06.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 57sec
zuletzt aktualisiert: 11.06.2019, 01:00 Uhr

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