Bridge of Spies - Der Unterhändler

Bridge of Spies - Der Unterhändler

Politthriller von Steven Spielberg mit Tom Hanks als Anwalt, der im Kalten Krieg einen sowjetischen Spion verteidigen soll.

11.11.2015

Von Klaus-Peter Eichele

Als Jason Donovan, auf dessen Erinnerungen der neue Film von Steven Spielberg beruht, 1970 starb, war er ein weithin geachteter Vermittler zwischen den Blöcken im Kalten Krieg. Dabei war der Amerikaner ein paar Jahre früher in seiner Heimat noch als Volksverräter und Kommunistenfreund gebrandmarkt worden – und das nur, weil er pflichtgemäß seine Arbeit gemacht hat.

1957 wird dem Anwalt, der am Nürnberger Kriegsverbrecher-Prozess mitgewirkt hat, angetragen, die Verteidigung eines enttarnten sowjetischen Spions zu übernehmen. Obwohl nur als rechtsstaatliches Feigenblatt vorgesehen, gelingt es Donovan (Tom Hanks), diesen Rudolf Abel vor der Todesstrafe zu bewahren – womit er den Zorn großer Teile der Öffentlichkeit auf sich zieht. Mehr noch, weigert sich der rechtschaffene Jurist, den Inhalt der Gespräche mit seinem Mandanten an die CIA zu verraten. Dem Mann vom Geheimdienst erklärt er seinen Standpunkt so: „Sie sind deutscher Abstammung, ich irischer. Was uns verbindet, ist ein Regelbuch. Man nennt es Verfassung.“

Das wäre eigentlich genug Stoff für ein gut verfassungspatriotisches Politdrama mit aktuellen Bezügen, aber es geht noch weiter. Fünf Jahre später tritt ein, was der Anwalt vorausgeahnt hatte. Ein Aufklärungsflugzeug der US-Armee wird über Russland abgeschossen, dem Piloten soll in Moskau der Prozess gemacht werden. In inoffizieller CIA-Mission reist Donovan ins klirrend kalte Ostberlin, wo er über einen Austausch der Spione verhandeln soll, aber erst einmal zwischen die Fronten gegenläufiger ostdeutscher und sowjetischer Interessen gerät.

Der Film geht also eher in die Breite als in die Tiefe, kommt aber dennoch ganz unterhaltsam über seine 140-Minuten-Distanz. Das dürfte mit an den Brüdern Coen liegen, die als Ko-Autoren das zuweilen etwas zäh um juristische und diplomatische Fragen kreisende Drehbuch mit einigen Delikatessen angereichert haben – allen voran der anrührend menschelnde und gegen jedes Agentenklischee gezeichnete Sowjetspion (Mark Rylance). Im zweiten Teil hilft der Schauplatz – ein zwar nicht gerade authentisch, aber atmosphärisch sehr wirkungsvoll rekonstruiertes Ruinen-Ostberlin – über manche Länge hinweg.

Knisternd spannend ist die Geschichte selten, eher weckt sie eine gewisse nostalgische Wehmut. Denn dank rationaler Akteure auf beiden Seiten erscheint der Kalte Krieg, verglichen mit den heutigen Kriegs- und Terrorgemetzeln, als eine beinah behagliche Angelegenheit.

Denkmal für einen, der im Kalten Krieg ganz cool geblieben ist.