Nochmals die Familie und das Militär. In Europa wird man da weinerlich.

Brothers - Zwischen Brüdern

Nochmals die Familie und das Militär. In Europa wird man da weinerlich.

24.11.2015

Von che

Brothers - Zwischen Brüdern

Während Hollywood seine (also Amerikas) Kriege immer recht zügig auf die Leinwand bringt, hält sich Europa hierbei noch vornehm zurück. Und wenn dann doch mal ein aktueller Feldzug fürs Kino aufbereitet wird, macht man das ? so jedenfalls in „Brothers? aus Dänemark ? natürlich gaaanz sensibel und im Spiegel der Heimatfront.

Uno-Offizier Michael (Ulrich Thomsen, „Das Fest?) gerät bei einem Afghanistan-Einsatz in feindliches Feuer und wird für tot erklärt. Nun kümmert sich dessen Bruder (Nicolaj Lie Kaas, „Open Hearts?), bislang ein aufbrausender Trunkenbold, rührend um die hinterbliebene Familie und beginnt gar ein Verhältnis mit der vermeintlichen Witwe (Connie Nielsen, „Gladiator?). Als dann Michael, psychisch angeknockt und mit Schuld überhäuft, doch wieder heimkehrt, nimmt die Tragödie ihren Lauf.

Im Gegensatz zum klar konturierten „Open Hearts?, dem Vorgängerfilm der Regisseurin Susanne Bier, zerfleddert „Brothers? in eine Reihe von Dramoletten, die nicht nur mit Moral überladen, sondern auch recht trivial sind. Der traumatisierte Soldat, der Tunichtgut auf Läuterungstour, die Frau zwischen den Liebesfronten ? viel Mühe hat sich Drehbuch-Vielschreiber Anders Thomas Jensen (zuletzt „Dänische Delikatessen?) mit diesen Figuren nicht gegeben.

Dem gegenüber stehen die raue (aber nicht allzu dogmatisch angewandte) Dogma-Ästhetik, hervorragende schauspielerische Leistungen (besonders Kaas? Alkoholiker ist denkwürdig) und ein grimmiger Humor, der das Melodramatische auf ein erträgliches Maß herunterfährt. Leider machen diese stilistischen Qualitäten den Kontrast zum Landser-Lore-Crossover des Plots umso augenfälliger.