Modellprojekte im Kampf gegen Stickoxide

Bundesregierung will kostenlosen ÖPNV in Reutlingen und Herrenberg testen

Die Bundesregierung erwägt die Einführung eines kostenlosen Nahverkehrs – unter anderem in Reutlingen. Das geht aus einem Brief an EU-Umweltkommissar Karmenu Vella hervor, der dem Magazin „Politico“ vorliegt und aus dem auch die dpa am Dienstag zitierte.

13.02.2018

Von uk/sg

Luftreinhaltung mittels kostenfreier ÖPNV-Nutzung. Symbolbild: Metz

Luftreinhaltung mittels kostenfreier ÖPNV-Nutzung. Symbolbild: Metz

Ziel sei es, die Zahl der Privatfahrzeuge in den Städten zu reduzieren, heißt es in dem von Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD), Verkehrsminister Christian Schmidt (CSU) und Kanzleramtschef Peter Altmaier (CDU) unterzeichneten Schreiben.

Die Bundesregierung steht wegen überhöhter Stickoxid-Konzentrationen in vielen deutschen Städten unter Druck. Weil in Deutschland seit Jahren Grenzwerte überschritten werden, drohen eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof und millionenschwere Strafzahlungen. Zu den Städten, in denen der Stickoxid-Grenzwert besonders stark überschritten wird, gehört auch Reutlingen. Die Wirksamkeit von Maßnahmen für eine bessere Luft soll zunächst in fünf „Modellstädten“ getestet werden: Bonn, Essen, Herrenberg, Reutlingen und Mannheim.

Bei der Stadt Reutlingen stieß die Nachricht am Dienstag auf offene Ohren. Oberbürgermeisterin Barbara Bosch begrüße die Überlegungen der Bundesregierung zum kostenlosen Nahverkehr in den Städten, heißt es in einer Pressemitteilung. Reutlingen sei auch gerne „Testgebiet“. Einen entsprechenden Vorschlag kostenfreier ÖPNV-Nutzung habe die Reutlinger Bürgermeisterin Ulrike Hotz bei einem Treffen am vergangenen Mittwoch (7. Februar) im Bundesministerium für Verkehr und Infrastruktur eingebracht, an dem sie in Vertretung von OB Bosch teilnahm.

Der Vorschlag bezog sich darauf, Autobesitzern eine kostenlose Jahreskarte für den ÖPNV anzubieten, wenn diese ihre alten Dieselfahrzeuge und andere „Stickstoffschleudern“ stilllegen. Sollte die Bundesregierung das kostenlose Busfahren für alle ermöglichen, so sei das umso besser. Allerdings, schließt die Pressemitteilung, gelte eine Bedingung: „Wer bestellt, bezahlt. Der Bund muss die Finanzierung übernehmen.“

Auch der grüne Reutlinger Landtagsabgeordnete Thomas Poreski hält es für eine gute Idee zur Verbesserung der Luftqualität in Reutlingen, einen kostenlosen ÖPNV anzubieten. Er schreibt: „Wichtig wäre dabei, dass von vorneherein eine steigende Nachfrage mit eingeplant und finanziert wird. Zu hoffen ist aber, dass dieser Ansatz ernsthaft verfolgt wird und nicht am Aschermittwoch schon wieder alles vergessen ist.“

Tübingens Oberbürgermeister Boris Palmer ist überrascht: „Ich bin seit zwei Jahren mit dem Bundesumweltministerium in Kontakt mit einer Anfrage für ein Modellprojekt in Tübingen. Dass Reutlingen ausgewählt werden soll, ist toll.“ Dort seien die Schadstoffwerte viel schlechter als in Tübingen. „Aber wir sind ein gemeinsames Oberzentrum.“ Palmer hofft, dass Tübingen so noch dabei sein kann. „Wir haben als einzige Stadt in Deutschland ein gerechnetes Konzept.“ Kostenloser Nahverkehr sei „die billigste und effektivste Methode zur Luftreinhaltung“.

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Samstags gratis Tü-Bus fahren

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30 %
Ungerecht. Auch wer gar nicht selbst Bus fährt, muss den ticketfreien Nahverkehr mitfinanzieren.
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Tübingens OB Boris Palmer schreibt an Hendricks, Schmidt und Altmaier

Im Zuge der Debatte um einen möglichen kostenlosen Nahverkehr hat der Tübinger Oberbürgermeister Boris Palmer am Mittwoch einen Brief an Umweltministerin Barbara Hendricks, Verkehrsminister Christian Schmidt und Kanzleramtschef Peter Altmaier geschickt.

Zum Dossier: Ticketfreier ÖPNV

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Erstellt:
13.02.2018, 21:30 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 13.02.2018, 21:30 Uhr

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