Tübingen·CineLatino

Bunt wie ein kunstvolles Retablo

Revolutionäre Salsa-Rhythmen und filigrane Altarbilder: Festival-Macher sind mit stabilen Besucherzahlen zufrieden.

17.04.2019

Von Madeleine Wegner

Ein Motiv aus dem Film „Viaje“ schmückte das Festivalplakat.

Ein Motiv aus dem Film „Viaje“ schmückte das Festivalplakat.

Die einfühlsame Geschichte von dem 14-jährigen Segundo und seinem Vater, die abgelegen in der Bergwelt der Anden leben und Altarbilder anfertigen, hat die Herzen der Festivalbesucher am meisten berührt: Der peruanische Spielfilm „Retablo“ hat den mit 1000 Euro dotierten Tübinger Publikumspreis von der Sprachschule Vivat Lingua gewonnen.

So bunt wie die kunstvollen, filigranen Flügelaltäre des Vater-Sohn-Gespanns war auch das Programm des 26. CineLatino und 16. CineEspañol, das gestern zu Ende ging. Als absoluter Publikumsliebling – in allen vier Festivalstädten, zu denen neben Tübingen und Reutlingen auch Freiburg und Stuttgart zählen – entpuppte sich die Komödie mit Tiefgang „El baile de la Gacela“ vom diesjährigen Länderschwerpunkt Costa Rica.

Sie sorgte auch in Tübingen für ausverkauftes Kino, ebenso war in Reutlingen fast jeder Platz besetzt. Festivalgast Regisseur Iván Porras stellte seinen Film in beiden Orten vor. Dabei habe er auch viele Costa Ricaner getroffen, die teilweise weit angereist waren, um den Film sehen zu können. In dem Film will es ein Trio von über 70-Jährigen noch einmal wissen und bei einem Tanz-Wettbewerb mitmachen.

Im vergangenen Jahr hatte das unerwartete Sommerwetter die Zuschauerzahlen im Vergleich zum Vorjahr 2017 um 15 bis 20 Prozent auf 5500 gedrückt. „Perfektes Kinowetter zum Festival“, lautet hingegen die aktuelle Bilanz der Festivalmacher, die in diesem Jahr wieder die „üblichen stabilen Zuschauerzahlen“ verzeichnen. Besonders gut besucht seien die Dokumentarfilme zum diesjährigen Themenfokus Resistenz und Resilienz gewesen: „Algo mío“ über die Opfer der argentinischen Militärdiktatur, „Yo no me llamo Rubén Blades“ über den bekannten Musiker und Salsa-Revolutionär sowie „Chão“ über die Landlosen-Bewegung in Brasilien.

Im vergangenen Jahr hatte das CineLatino spontan zum Freiluft-Kinoabend mit Kurzfilm-Programm geladen. In diesem Jahr gab es zum ersten Mal einen „Open Festival Space“ in der Altstadt: Das tägliche Programm sei beim Publikum sehr gut angekommen, so Kathrin Frenz vom Festival-Team. Bei mexikanischen Snacks und Getränken hätten sich die ganze Woche über Festivalgäste und Tübinger getroffen, um ins Gespräch zu kommen. Der Gewölbekeller, wo vor allem Spätfilmprogramme liefen, sei oft bis auf den letzten Platz besetzt gewesen. Dort im Open Festival Space ging gestern Abend - nach der Preisverleihung im Kino Museum - das 26. CineLatino mit Cumbia-Musik bei der Abschlussparty zu Ende.

Zum Artikel

Erstellt:
17.04.2019, 23:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 10sec
zuletzt aktualisiert: 17.04.2019, 23:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Sie möchten diesen Inhalt nutzen? Bitte beachten Sie unsere Hinweise zur Lizenzierung.