Café Waldluft

Café Waldluft

Die Doku führt nach Oberbayern, wo eine ältere Dame in ihrem Ausflugslokal eine Flüchtlingsunterkunft eingerichtet hat.

29.07.2016

Von Dorothee Hermann

Café Waldluft

Das Berchtesgadener Land dürfte eine der rustikalsten Gegenden Deutschlands sein. Äußerlich passt das Hotel-Restaurant „Café Waldluft“ genau in die Szenerie. Zwischen wuchtiger Holzdeko samt passendem Kruzifix sitzt die Wirtin Flora Kurz. Seit zweieinhalb Jahren bringt sie keine Touristen mehr unter, sondern 35 Asylsuchende aus Afghanistan, Syrien oder Sierra Leone.

Ihre neuen Gäste lieben sie so sehr, dass sie sie nur „Mama Flora“ nennen. Das urbayerische Umfeld hingegen fremdelte anfangs teilweise. „Wir waren die ersten, das war noch ein bisschen exotisch. Es war für die Leit‘ ein Schock“, sagt die Wirtin. Der Dialekt wird durch schriftdeutsche Untertitel allgemein verständlich. Sie habe Anrufe bekommen, manche davon „nicht gut“ in einem Ausmaß, dass sie sich überlegte, ob sie das Richtige getan hatte.

In der preisgekrönten Doku des 29-jährigen Filmemachers Matthias Koßmehl kommen Einheimische, alte Stammgäste, Touristen und Flüchtlinge zu Wort. Darunter ein Familienvater, der von seiner Haft in einem syrischen Folterknast berichtet. Zu spüren ist auch die Verzweiflung der Flüchtlinge, das lähmende Warten: auf die Familie, die noch irgendwo festsitzt, auf den Pass.

Für die Wirtin sind die neuen Gäste auch eine Entlastung. Sie muss nicht mehr ganze Busladungen auf einen Schlag verköstigen. Und sie war überrascht, „dass junge Leute so gut sein können“. 90 Prozent jedenfalls. Das gebe ihr Hoffnung, dass „die Welt nicht verloren“ ist. Denn die Weltlage zeigt sich auch in den Bayerischen Alpen nicht rosig: „Es ist erschreckend, was sich abspielt. Dass die Menschheit so brutal wird“.

Patent und zugewandt: Gestandene bayerische Wirtin nimmt Flüchtlinge auf - im Kernland der Obergrenzen-CSU.

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Erstellt:
29.07.2016, 16:11 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 49sec
zuletzt aktualisiert: 29.07.2016, 16:11 Uhr

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