Camino a La Paz

Camino a La Paz

In dem Roadmovie kutschiert ein Taxifahrer einen gläubigen Moslem quer durch Südamerika.

22.01.2017

Von Dorothee Hermann

Der Soundtrack verspricht von Anfang an fröhliches Durchstarten. Dabei sitzt Sebastián (Rodrigo de la Serna) arbeitslos in der frisch angemieteten Wohnung mitten in Buenos Aires und weiß nicht, wo das Geld herkommen soll. Freundin Jazmín (Elisa Carricajo) plant schon das künftige Kinderzimmer, als das Telefon klingelt. Offenbar gehörte die Nummer zuvor einem privaten Taxidienst.

Sebastián ergreift die Gelegenheit, und fährt los in seinem geliebten alten Peugeot, einem Erbstück von seinem Vater. Ein alter Mann (sehr eindrucksvoll: Ernesto Suárez als Jalil) wird Stammkunde und will bald mehr, als in Buenos Aires herumkutschiert zu werden: Er möchte zu seinem Bruder im tausende von Kilometern entfernten La Paz.

Der frischgebackene Taxifahrer ist zu knapp bei Kasse um nicht einzuwilligen. Und so lässt der argentinische Regisseur Francisco Varone zwei sehr unterschiedliche Charaktere aufeinander los: den urbanen Endzwanziger Sebastián und den in der Filmbeschreibung als Sufi angekündigten Alten, dessen muslimisch geprägte Lebensweisheit seine Gebrechlichkeit (ein schweres Nierenleiden) fast immer überwiegt.

Auch wenn Sebastián es nicht gleich erkennt: Jalil ist die ideale Vaterfigur für jemanden, dem vom eigenen Vater nur ein fast obsessiv geliebtes Auto geblieben ist. Dabei versteht sich der Alte durchaus auf den eigenen Vorteil - oder, freundlicher ausgedrückt, auf den gerechten Ausgleich der Interessen. Kaum hat er sich im Taxi etabliert, bringt er den Jüngeren dazu, auch seine Musik zu spielen.

Mit dem teils unverwüstlich freundlichen, teils entnervten Chauffeur lernt vor der überraschend abwechslungsreichen Strecke auch der Zuschauer, warum es besser ist, sich auf die Vorzüge des Wartens zu besinnen, als in einer Krise sofort hektisch aus der Haut zu fahren. Doch der Film bietet noch mehr: Was einem jemand geben kann, der kein Geld hat, was aus Unachtsamkeit oder Unvorsichtigkeit passiert, wie Gastfreundschaft aussehen kann. So entwickelt sich ein amüsantes Roadmovie, von dem man auf wunderbar beiläufige Weise fürs Leben lernen kann.

Auf den ersten Blick wunderlicher Alter entfaltet beachtliche Kapazitäten als Reisebegleiter und Welterklärer.