FC Bayern

Carlo Ancelotti erteilt die erste Lehrstunde

Mehr Tempo, mehr Biss, mehr Plan: Der souveräne Triumph des Rekordmeisters im Spitzenduell mit Leipzig trägt die Handschrift des Trainers.

23.12.2016

Von ARMIN GRASMUCK

Die großen Gewinner des Gipfeltreffens: Bayerns Trainer Carlo Ancelotti und Arturo Vidal, der nimmermüde Antreiber. Foto: eibner

Die großen Gewinner des Gipfeltreffens: Bayerns Trainer Carlo Ancelotti und Arturo Vidal, der nimmermüde Antreiber. Foto: eibner

München. Das Mienenspiel von Carlo Ancelotti ist normalerweise genauso ausgeglichen wie die Wahl seiner Worte. Locker bleibt er, und besonnen, egal wie der Ball auf dem Rasen gerade rollt. Sieg oder Niederlage, Spektakel oder Langweiler, Abseits oder nicht. „So ist der Fußball“, versucht der Trainer des FC Bayern stets nüchtern zu vermitteln, bevor er sich noch nüchterner der Analyse des Spiels widmet. Das entspannte Lächeln, das er sich nach dem 3:0 gegen Leipzig leistete, wirkte da schon außergewöhnlich. Die Sätze, die er dazu formulierte, unterstrichen das Besondere in diesem Moment. „Die ersten 30 Minuten waren perfekt, was Tempo und Spielanlage angeht“, so sprach also Ancelotti. Es gab keinen, der ihm widersprechen mochte.

Dieser souverän herausgespielte Triumph im Spitzenduell trug erkennbar die Handschrift des Trainers. Ancelotti, der stoische Anleiter mit dem treuen Blick und anderen herzerwärmenden Attributen, hatte einfach alle eiskalt erwischt. Seine Spieler. Den Gegner. Und die Kritiker, die ihn in den vergangenen Wochen, als das Spiel der Bayern hin und wieder hakte, allzu genüsslich mit dem Vorgänger Pep Guardiola verglichen. In dem ersten Knaller der Saison zeigte Ancelotti, was er zu bieten hatte. Es war eine Menge, und definitiv zu viel für Leipzig.

Xabi Alonso von Beginn an? Der antrittsgehemmte Routinier, ausgerechnet gegen die pfeilschnellen Leipziger? Selbst sogenannte Experten rümpften die Nase, als die Münchner auf den Platz kamen. Thomas Müller auf der Ersatzbank? Dafür Thiago auf der Zehner-Position, direkt hinter der Spitze? Zum ersten Mal mischte Ancelotti, personell und taktisch, richtig durch. Der Plan ging auf. Ausgerechnet Thiago und Xabi Alonso erzielten die Treffer eins und zwei, es wirkte wie die geniale Pointe. Das Kernelement, das den Auftritt der Bayern so aufregend, zeitgemäß und zupackend erscheinen ließ, war jedoch die gänzlich neue Art des Spiels.

Hemmungslos und rasant

Aggressiv waren die Münchner, bissig wie lange nicht – und furchtbar schnell. Hemmungslos in der Attacke auf den Ball, rasant auf dem Weg in den Angriff. Sie punkteten mit der Spielform, die eigentlich die Senkrechtstarter aus Leipzig für sich erfunden zu haben schienen. „In der ersten Halbzeit haben die Bayern mit unseren Waffen geglänzt“, so stellte Ralf Rangnick fest. „Der FC Bayern war in der ersten Halbzeit so stark wie schon lange nicht mehr in dieser Saison.“ Der Stachel saß bei dem ambitionierten Sportdirektor der Leipziger offensichtlich tief. Dabei hätte er auch locker und stolz auf die grandiose Zwischenbilanz des Aufsteigers – 36 Punkte aus 16 Spielen, Platz zwei in der Tabelle – verweisen und entspannt in die Festtage entgleiten können.

Selbstverständlich hatten sich die Gäste in München etwas ausgerechnet. Die Art und Weise, wie sie von den Bayern überrollt wurden, schmerzte folglich doppelt. „Das war eine Lehrstunde“, sagte Ralph Hasenhüttl, Leipzigs Trainer, der jedoch zumindest relativierend hinzufügte: „Das ist nicht schlimm. Unsere junge Mannschaft hat gesehen, dass man gegen so eine Mannschaft alles bringen muss.“

Nur zu Beginn des Gipfeltreffens konnten die sonst gut strukturierten und forsch agierenden Leipziger einige Akzente setzen, danach verloren sie spürbar die Kontrolle. Die Bayern dominierten, gerade im Bereich des zentralen Mittelfelds. Xabi Alonso und Arturo Vidal übernahmen routiniert und clever das Spiel. Davor wirbelte Thiago, der in der neuen Rolle glänzte. Ancelotti, der Trainer, packte seine Hymne auf den Virtuosen in einfache Takte: „Er hat die richtige Position eingenommen auf dem Feld.“

dpa Foto: dpa

dpa Foto: dpa

Zum Artikel

Erstellt:
23.12.2016, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 46sec
zuletzt aktualisiert: 23.12.2016, 06:00 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Newsletter Recht und Unrecht
Sie interessieren sich für Berichte aus den Gerichten, für die Arbeit der Ermittler und dafür, was erlaubt und was verboten ist? Dann abonnieren Sie gratis unseren Newsletter Recht und Unrecht!