Karge Sozialstudie über jugendliche Aussteiger ohne Chancen.

Charly

Karge Sozialstudie über jugendliche Aussteiger ohne Chancen.

24.11.2015

Von Achim Stricker

Charly

Der 14-jährige Nicolas (Kolia Litscher) ist für seine greisen Pflegeeltern eine Art Adoptiv-Zivi. Eines Tages entflieht er der lieblosen Enge und schlägt sich als Anhalter durch. Unterwegs liest ihn die junge Gelegenheits-Prostituierte Charly (Marie-Julie Parmentier) auf und quartiert ihn in ihrem ärmlichen Wohnwagen ein.

Zwei Extreme: Während Nicolas immer nur ein stumpfes „weiß nicht? von sich gibt, wehrt Charly alles in scharfem Befehlston ab. Isild Le Bescos zweiter Film gibt sich alle Mühe, mindestens genauso bedrückend zu sein wie das reale soziale Elend. Er geizt nicht mit deprimierenden Botschaften ? und unerwartet konventionellen Ansichten unter der vorgeblich „schrägen? Oberfläche.

In nur 15 Tagen als „Strom purer Existenz? gedreht, sollen die verwackelten und überbelichteten Handkamera-Bilder ungefilterte Authentizität suggerieren, wirken aber auf Dauer eher anstrengend und gewollt: eine Attitüde. Die eindimensionalen Figuren haben ohnehin keine Chance auf Entwicklung, die absehbare Handlung tritt lähmend auf der Stelle. Abweichungen gibt es kaum, wenn etwa Nicolas und Charly eine Szene aus Wedekinds „Frühlingserwachen? spielen: Ein gewagter Regieeinfall, der zeigt, welches Potential der Film gehabt hätte.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 34sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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