Chouf

Chouf

Thriller über einen Studenten, der ins Drogengeschäft einsteigt, um seinen ermordeten Bruder zu rächen.

06.06.2016

Von Dorothee Hermann

Es bräuchte nicht viel, und der Junge mit dem grünen Papagei, der fette Drogenboss Reda mit der toilettentauglichen Knast-Erfahrung oder der kleinwüchsige Kevin wären erstklassiges Komödienpersonal. Doch das lässt die französisch-tunesische Koproduktion von Karim Dridi (Buch und Regie) nicht zu. Sie verschreibt sich lieber einem etwas klischeehaften Realismus über die heruntergekommenen Hochhausvorstädte von Marseille, wo der Drogenhandel allerseits Grundpfeiler des Familieneinkommens ist – zumindest suggeriert das der Film.

Nach dem Motto „Wer zahlt, schafft an“, hat die verzweifelte bis resignierte Elterngeneration nichts zu sagen. Die Polizei ist der Feind aller.

Mittelpunkt des Geschehens wird wider Willen der etwas buchhalterisch-biedere Sofiane (Sofian Khammes), der sein Ticket nach draußen (Rückkehr an die Uni) verfallen lässt, als sein dealender Bruder Slim (Mourad Tahar Boussatha) in Hörweite erschossen wird.

Der kühle Rechner entdeckt nun in alter patriarchalischer Tradition seine Gefühle und will nicht ruhen, bis er den oder die Mörder des Bruders gefunden und Rache genommen hat. Die Gefühle für seine Freundin Najette (Nailia Harzoune) müssen so lange zurückstehen.

Der gesundheitlich angeschlagene Vater kann gar nicht daran denken, die Täter selbst zu stellen, scheint aber auch für eine andere soziale Positionierung zu stehen: den hart erabeiteten oder durch ein Studium erreichten sozialen Aufstieg.

Lässt erstklassiges Komödienmaterial verfallen, um den Banlieue-Thriller um Jungs und Drogen nochmals abzuspulen.