Kino

Chroniken von Trauma und Lebensfreude

Das Münchner Dokumentarfilm-Festival zeigt sein Programm bis zum 24. Mai über ein Streamingportal online.

14.05.2020

Von JANA ZAHNER

Getanzte Erinnerungen einer Überlebenden: „The Euphoria of Being“. Foto: DOK.fest München

Getanzte Erinnerungen einer Überlebenden: „The Euphoria of Being“. Foto: DOK.fest München

München. Absagen, verschieben, streamen? Die Veranstalter des 35.?Dokumentarfilm-Festivals „DOK.Fest München“ wählten den Weg ins Internet: Das Ergebnis ist ein bis zum 24. Mai begrenztes Streamingportal unter www.dokfest-muenchen.de.

Das Programm umfasst 121 der ursprünglich geplanten 159 Filme aus 42 Ländern. 90 Dokumentationen feiern beim Online-Festival Weltpremiere oder sind das erste Mal in Deutschland zu sehen. Zum Beispiel „Vivos“ von Konzeptkünstler und Menschenrechtler Ai Weiwei. Die Dokumentation beleuchtet die Folgen der Entführung von 43 Lehramtsstudenten im Jahre 2014 an einer Hochschule in Ayotzinapa, Mexiko. Der Film gibt Angehörigen eine Stimme, die bis heute unter dem ungeklärten Schicksal der Verschwundenen leiden.

Tagebuch der Krise

Von Traumata erzählen auch mehrere Filme mit Zeitzeugen des Nationalsozialismus. Darunter der Eröffnungsfilm „The Euphoria of Being“. Die Choreografin und Regisseurin Réka Szabó entwickelt mit der 90-Jährigen Holocaust-Überlebenden Éva Fahidi und der Tänzerin Emese Cuhorka über Monate eine Tanzperformance, die auf Fahidis Autobiografie „The Soul Of Things“ basiert. Mehr und mehr wird die Arbeit zur Auseinandersetzung mit Fahidis Erinnerungen.

Auch die unmittelbare Gegenwart deckt das Festivalprogramm ab: In „Corona Diaries“ filmen Menschen auf der ganzen Welt ihren Alltag während der Pandemie mit ihren Handys: Daraus entstanden ist ein globales Videotagebuch von Mitte März bis Mitte April 2020. Vor den anstehenden US-Wahlen warnt „Unfit. The Psychology of Donald Trump“. Psychiater zeichnen ein beunruhigendes Psychogramm des narzisstischen US-Präsidenten.

Tickets kosten pro Film 4,50 Euro. Es gibt die Möglichkeit, bei jedem Ticketkauf freiwillig einen zusätzlichen Euro an Kinos zu spenden. Für 50 Euro erhält der Zuschauer bis zum 24. Mai, 24 Uhr, Zugang zu allen weiteren Filmen. Das Rahmenprogramm mit Gesprächen zu den Produktionen ist kostenlos. Jana Zahner

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Erstellt:
14.05.2020, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 52sec
zuletzt aktualisiert: 14.05.2020, 06:00 Uhr

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