Brasilianische Kleopatra im Strudel einer von Gewalt grundierten Sexualität.

Cleopatra

Brasilianische Kleopatra im Strudel einer von Gewalt grundierten Sexualität.

23.11.2015

Von Dorothee Hermann

Cleopatra

Männer in Kettenhemden eignen sich nur bedingt als Liebhaber. Die ägyptische Königin Kleopatra mag das unterschätzen, sich selbst für die überlegene Strategin halten, als sie sich mit dem römischen Feldherrn Julius Cäsar einlässt. Der hingegen glaubt, an der Spitze eines im Zerfall begriffenen Imperiums zu stehen. Dass die Ägypter seinen Widersacher Pompejus ermorden ließen, nimmt Cäsar eher als Fanal.

Pompejus? abgeschlagenes Haupt (delikat arrangiert wie auf einem Gemälde und damit zugleich finster ironisiert) ist einer der Schocks, mit denen Regisseur Júlio Bressane den Zuschauer darauf stößt, den Grund der Gewalt niemals zu vergessen, von dem sich Kleopatras Erotik abhebt.

Bressane inszeniert die Tragödie der ägyptischen Königin wie eine faschistoid-monumentale Oper, die den Niedergang eines imperialistischen Regimes spiegelt, dekadente Opulenz inbegriffen. Die pompösen Fruchtkörbe mit den fleischigen Feigenhälften, die Lotosblüten und die dicken Fackeln wirken eher unheimlich überdeterminiert als luxuriös.

Der 1946 geborene brasilianische Filmemacher gilt als Experimentator. Seine für „Cleopatra? wie in Stein gemeißelten theatralischen Räume erzeugen eine untergründige Beklemmung, die bereits zu spüren ist, als Kleopatra und Cäsar noch wie Gleichgestellte erscheinen, und der Römer die Liebkosungen der umworbenen Herrscherin genießt.

Noch auswegloser ist Kleopatras Beziehung zu Marcus Antonius, Cäsars Nachfolger nach dessen gewaltsamem Ende. Dass sich ein Feldherr in einer Leidenschaft vergisst, sein Begehren über die imperiale Politik stellt, wird nicht ungeahndet bleiben

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Erstellt:
23.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 42sec
zuletzt aktualisiert: 23.11.2015, 12:00 Uhr

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