Wer sagt denn, dass Sport- Filme flach sind? US-Version vom Wunder von Bern.

Coach Carter

Wer sagt denn, dass Sport- Filme flach sind? US-Version vom Wunder von Bern.

24.11.2015

Von hdl

Coach Carter

Sepp-Herberger-Ästhetik hat in einem Basketball-Film nichts verloren. Wenn Samuel L. Jackson als Trainer zur Übungseinheit in die Halle bittet, dann statt im verschwitzten Trainingsanzug im dezenten Zweireiher. „Bist du?n Prediger oder was?? muss sich „Coach Carter? deshalb von seinen pubertierenden Schützlingen fragen lassen. Coach Ken Carter verteilt bei solchen Gelegenheiten gerne mal 50 Liegestütze oder 100 Linienläufe als Strafarbeit ? und der Erfolg gibt dem Schleifer recht. Aus einem zerstrittenen Hühnerhaufen formt der coole Übungsleiter („Alles, was ich über Basketball weiß, habe ich von Frauen gelernt?) binnen kürzester Zeit eine verschworene Einheit und das Team, das im ganzen Jahr zuvor kümmerliche vier Siege zu Stande gebracht hat, steigt zu einer der besten Nachwuchs-Mannschaften der USA auf.

Soweit ist „Coach Carter? ein Sportfilm wie jeder andere ? doch glücklicherweise erschöpft sich der Film nicht in den üblichen Klischees. Auf dem Höhepunkt der Siegesserie sperrt der Coach sein Team nämlich kurzerhand aus ? die Spieler haben im Unterricht versagt, manche sind kaum des Lesens mächtig. In Amerika ist Schuleschwänzen bei guten Sportlern normalerweise kein Problem, Carter aber sorgt dafür, dass seine Spieler auch fit für die Uni werden. Denn für die bleibt als Alternative zur sportlichen meist nur noch die kriminelle Karriere. Allzu groß ist der sozialkritische Anspruch des von MTV produzierten Filmes nicht, routiniert wird die Geschichte, die sich vor ein paar Jahren in Kalifornien zugetragen hat, in Szene gesetzt. Immerhin rutscht der Film nicht ins Kitschige, die Basketballer gewinnen nämlich nicht jedes Spiel. Der Sound stimmt natürlich auch, Hip-Hop-Freunde bekommen außerdem das einigermaßen gelungene Schauspiel-Debüt von R&B-Sängerin Ashanti zu sehen. Und Samuel L. Jackson ist als Coach natürlich viel cooler als Gene Hackman damals in „Hoosiers?.

Fast geschlossen hat sich die Bundesliga-Mannschaft der Walter Tigers Tübingen die Preview angeschaut. „Sehr realistisch, in meinem Highschool-Team gab es ganz ähnliche Probleme?, sagte Tigers-Coach Pat Elzie. Nur den inflationären Gebrauch der Liegestützen und Linienläufe fanden die Sportler nicht ganz realistisch. „100 Linienläufe? Das schafft niemand?, sagte Tigers-Center Andreas Hornig.