HipHop oder lieber Chanson? Fatih Akins Trip durch die Istanbuler Musikszenen offenbart verblüffende Vielfalt.

Crossing the Bridge - The Sound of Istanbul

HipHop oder lieber Chanson? Fatih Akins Trip durch die Istanbuler Musikszenen offenbart verblüffende Vielfalt.

24.11.2015

Von che

Crossing the Bridge - The Sound of Istanbul

Am Anfang steht die mächtige Bosporus-Brücke ? auch als Symbol der Verbindung und Verbundenheit von Ost und West, Europa und der Türkei. Dann steckt der Film auch schon mittendrin im Getümmel der türkischen Metropole. Quasi als Nebenstrang seines Erfolgsfilms „Gegen die Wand? hat der Hamburger Regisseur Fatih Akin einen musikalischen Stadtführer durch Istanbul vorgelegt.

Wie ein DJ-Set gleitet der Film von einer Szene und Stilrichtung zur nächsten. In schneller, selten hektischer Folge stecken Akin und sein (leider auch als Conférencier dilettierender) Tonmeister Alexander Hacke von den Einstürzenden Neubauten ihre Nasen in die Probenkeller obskurer Hinterhof-Combos, setzen sich bei Saz-Legende (und Filmstar) Orhan Gencebay auf die Büro-Couch oder lauschen in einem türkischen Bad den traurigen Weisen der kurdischen Sängerin Aynur, die erst seit kurzem öffentlich auftreten kann. Nebenbei dürfen die Musiker nicht immer aufschlussreiche Statements über ihre Kunst oder Karrieren loswerden.

Natürlich wird nicht jeder Zuschauer alles mögen, aber die Vielfalt auf diesem illustrierten Mixtape ist allemal beeindruckend, reicht von HipHop, zeitgeistiger Electronica und schrägem Neo-Krautrock bis zu Türkpop, Zigeunerjazz und den Chansons der „Göttin? Sezen Aksu, die keine französische Konkurrenz zu fürchten braucht.

Doch so „westlich? viele dieser Sounds auch anmuten, sind sie doch stets von orientalischem Flair umschmiegt. Anders formuliert: Wohl nirgendwo sonst schlägt der Zusammenprall von moderner und traditioneller Musik so kreative Funken wie in Istanbul.