Berlinale

Daniel Brühls Thriller an der Kneipentheke

In „Nebenan“ präsentiert der Regie führende Schauspieler Lebenslügen und erstickende Geheimnisse.

03.03.2021

Von dpa

Daniel Brühl und Peter Kurth im Film „Nebenan“. Foto: © Reiner Bajo

Daniel Brühl und Peter Kurth im Film „Nebenan“. Foto: © Reiner Bajo

Berlin. Wenn Schauspieler hinter die Kamera wechseln, kann sich so mancher einen spöttischen Kommentar nicht verkneifen. Ach, der macht jetzt auch Regie? Daniel Brühl hat sich mit Filmen wie „Good Bye, Lenin!“ als Schauspieler einen Namen gemacht und steht nun, fast zwanzig Jahre später, erstmals hinter der Kamera. Sein Regiedebüt heißt „Nebenan“.

Der Film läuft im Wettbewerb der Berlinale und entwickelt sich zum psychologischen Thriller. Die Geschichte erzählt von zwei Männern, die in einer Berliner Eckkneipe aufeinander treffen. Einer der beiden ist Schauspieler Daniel, ein arroganter Fatzke, der sich wenig für seine Mitmenschen interessiert, aber viel für deren Bewunderung.

Es bringt eine nette Selbstironie mit sich, dass Daniel Brühl die Rolle selbst spielt. Seine Figur will zu einem Casting nach London aufbrechen und macht vorher noch einen Abstecher in die Kneipe. An der Theke sitzt Stammgast Bruno – gespielt von Peter Kurth („Babylon Berlin“), mit beiger Hose und schlecht sitzendem Hemd.

„Kann ich ein Autogramm haben?“, fragt Bruno trocken. Als Daniel auf einer Serviette unterschreibt, wischt sich Bruno damit den Mund ab. In den nächsten anderthalb Stunden wird er nicht nur Daniels Arbeit demontieren, sondern auch dessen Leben. Mehr sei an der Stelle nicht verraten, aber man ahnt bald, was noch kommen wird.

Die Idee stammt von Brühl selbst, das Drehbuch von Schriftsteller Daniel Kehlmann („Die Vermessung der Welt“). Die zwei haben sich schon vor einiger Zeit kennengelernt. Herausgekommen ist nun ein interessantes Kammerspiel, das sich mit wichtigen Themen auseinandersetzt. Es geht um handfeste Lebenslügen, um noch immer schwelende Konflikte zwischen Ost- und West-Deutschen, um das Rollenverständnis von Mann und Frau.

Brühl zeigt als Regisseur ein Gefühl für Erzählrhythmus, für die Wichtigkeit von Pausen und genaue Schauspielführung. Er verzichtet auf Extravaganzen, was optisch manchmal eher solide ist, aber manche Szenen sind richtig gut.

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Erstellt:
03.03.2021, 06:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 57sec
zuletzt aktualisiert: 03.03.2021, 06:00 Uhr

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