Schade. Mit Grips statt Schmalz hätte das der Boxerfilm des Jahrzehnts werden können.

Das Comeback

Schade. Mit Grips statt Schmalz hätte das der Boxerfilm des Jahrzehnts werden können.

24.11.2015

Von che

Das Comeback

Lebensgefährlich ist auch eine dreifache Schicht. Sagt Boxer Jim Braddock, als man ihn warnt, dass sein nächster Gegner schon zwei Menschen im Ring totgeprügelt hat. Der Mann muss es wissen. Nach verheißungsvollen Anfängen im Boxsport haben ihn Verletzungspech und die Wirtschaftskrise nach ganz unten, in Armut und Depressionen, gedrückt. Erst als sein hungriger Sohn ihm tief und traurig in die Augen blickt, findet er zu der inneren Einstellung, die einen echten Champion ausmacht. 1935 kämpft der wegen seiner Sanftmut „Cinderella Man? (so der Originaltitel) genannte Schwergewichtler um die Weltmeisterschaft gegen besagten „Killer? Max Baer.

Rein sportlich betrachtet, ist die Film-Biografie von Regisseur Ron Howard („A Beautiful Mind?) eine feine Sache. Der finale Fight gegen den (jedoch völlig verzerrt gezeichneten) Titelverteidiger Baer hat eine Dynamik, die Maßstäbe im Genre setzt. Russell Crowe unterstreicht eindrucksvoll sein Können als Chamäleon (vom Gladiator zum Mathe-Prof und zurück), während Renée Zellweger als sein hilflos Bedenken tragendes Weibchen allerdings eine Zumutung ist, dramaturgisch und intellektuell.

Womit wir bei den Minuspunkten wären. Sobald der Film den Ring verlässt, trieft der Kitsch aus allen Poren. Mit einem Biedersinn, wie er selbst Hollywood nur noch selten eignet, lobpreist er das Stahlbad der Gosse, die Macht der Willenskraft und das traute Heim als Tankstelle für Lebensmut. Nichts dagegen, dass ein Sportfilm auch der geistigen Ertüchtigung dient, aber so dick aufgetragenem Sozialschmalz wünscht man ein Schicksal wie das Max Schmelings, der 1933 von Namensvetter Baer ? mit Davidstern an der Hose ? grün und blau vermöbelt wurde.