Jugend und Familie: Vertrauliche und kostenlose Beratung

Das Eingangstor zur schnellen Hilfe

Kinder und Eltern finden in neuen Zentren des Landkreises in Tübingen, Rottenburg und Mössingen vertraulich und kostenlos Beratung.

05.10.2016

Von Renate Angstmann-Koch

Das Tübinger Beratungsteam im Treppenhaus des Landratsamts in der Bismarckstraße: hinten von links Karin Maas, Maria-Laura Di Giorgio,Bärbel Killmann, Christine Müller, Sabine Kremer und Melissa Schultz, in der Mitte von links Irena Meister, Flora Bach, Hannelore Auer, KathrinBischoff und Barbara Erhardt-Döderlein, vorne von links Michael Nehring, Mechtild Kessler, Bernd Kulisch (Mössingen), Heike Himmelreicher (Rottenburg), die Leiterin der Zentren Christine Utecht, Guntram Wagner und Landrat Joachim Walter.  Bild: Metz

Das Tübinger Beratungsteam im Treppenhaus des Landratsamts in der Bismarckstraße: hinten von links Karin Maas, Maria-Laura Di Giorgio,
Bärbel Killmann, Christine Müller, Sabine Kremer und Melissa Schultz, in der Mitte von links Irena Meister, Flora Bach, Hannelore Auer, Kathrin
Bischoff und Barbara Erhardt-Döderlein, vorne von links Michael Nehring, Mechtild Kessler, Bernd Kulisch (Mössingen), Heike Himmelreicher (Rottenburg), die Leiterin der Zentren Christine Utecht, Guntram Wagner und Landrat Joachim Walter. Bild: Metz

Leicht zu erreichen, unkompliziert, vielseitig, lebenspraktisch und kostenlos: So soll das neue Angebot des Kreises für ratsuchende Eltern, Kinder und Jugendliche bis 21 Jahre sein. „Es richtet sich an alle vom Kleinkind bis zu Pubertierenden“, sagte Landrat Joachim Walter, als er das Konzept gestern vor Pressevertretern vorstellte. „Wir wollen Jugendhilfekarrieren nicht begleiten, sondern frühzeitig verhindern“, erklärte er. Ein vertrauensvolles Umfeld soll dazu beitragen, dass Betroffene schon Hilfe suchen, bevor sich Probleme verfestigen. Geboten werden Orientierungsberatung bei Fragen und Problemen, „Frühe Hilfen“ für Eltern mit Kleinkindern von bis zu drei Jahren, Familienberatung, Jugendberatung, Krisen- und Notfallberatung und die Vermittlung weiterer Hilfen. Außerdem gibt es Gruppenangebote.

Die Erfahrung, dass sich immer mehr Menschen an Erziehungs- und Paarberatungsstellen wenden, aber auch die Erosion von Familien, eine zunehmend öffentliche Kindheit und der Wunsch des Kreises, angesichts zunehmender Ganztagsangebote in Schulen und Kindertagesstätten keine Doppelstrukturen zuzulassen: Sie waren Ausgangspunkte der Idee, die seit 13 Jahren bestehende Jugend- und Familienberatung des Landratsamts in der Tübinger Bismarckstraße zu drei über den Kreis verteilten Beratungszentren mit Teams aus psychotherapeutisch geschulten Psychologen und Pädagogen weiterzuentwickeln.

Die Beratungszentren wollen sich noch stärker als bisher vernetzen, etwa mit Kitas und Schulen. Sie wollen die Familien ermutigen und ihre Selbsthilfekräfte stärken. Ihren Standort haben die Zentren in den Kreisstädten Tübingen, Mössingen und Rottenburg (siehe Kasten). Zum 1. September nahmen die Zentren ihre Arbeit auf. Sie sind mit rechnerisch 21,4 Vollzeitstellen ausgestattet: Tübingen mit knapp 10,5, Rottenburg und Mössingen mit jeweils etwas mehr als fünf. Zwölf Fachkräfte kamen zur bereits bestehenden Beratungsstelle hinzu, sagte Bernd Hillebrand, der Leiter der Abteilung Jugend: acht von freien Jugendhilfeträgern, vier vom Allgemeinen Sozialen Dienst des Landratsamts. Den gibt es weiterhin, er heißt jetzt Fachbereich für Erziehungshilfe und Jugendschutz. Er tritt in Aktion, wenn das Landratsamt Kinder und Jugendliche schützen muss.

Die Beratung soll möglichst Vorrang haben. „Uns ist wichtig, dass die Familien einen vertrauensvollen Rahmen vorfinden“, betont die Leiterin Christine Utecht: „Es gibt Schweigepflicht und keine Aktenführung.“ Die Ratsuchenden definieren selbst, was gut für sie ist – ob eine nähere Diagnose gebraucht wird, ob Gespräche mit Lehrerinnen oder Erziehern geführt werden sollen, ob es sinnvoll ist, die Großeltern oder die Patentante einzubeziehen.

Schon jetzt wird das ortsnahe Angebot rege nachgefragt. In den nächsten Tagen und Wochen ist an allen drei Standorten offizielle Eröffnung. Dann kann man die Räume besichtigen, das Konzept kennenlernen, sich unterhalten und es sich bei Speis ’ und Trank gutgehen lassen.

Es gibt Vater-Mutter-Kind-Familien, Alleinerziehende, Patchwork- und Regenbogenfamilien mit Kleinkindern, Jugendlichen oder jungen Erwachsenen – oft mit viel Spaß im täglichen Zusammenleben, aber eben manchmal auch mit Problemen, ob zu Hause oder in der Schule. Vier Jahre lang feilte die Jugendhilfe des Landratsamts an dem neuen Konzept. „Wir wollen näher und früher an die Familien ran und Problemlagen frühzeitig erkennen“, schilderte Landrat Joachim Walter gestern gegenüber Pressevertretern das Ziel.

Drei Beratungszentren für leicht erreichbare Hilfe

Das Jugend- und Familienberatungszentrum Tübingen ist in der Bismarckstraße 110 und erreichbar über Telefon 07071 / 207-2111 oder 207-6303. Man kann auch eine E-Mail schicken: JFBZ-Tue@kreis-tuebingen.de. Offizielle Eröffnung mit Programm ist am Freitag, 7. Oktober, um 14 Uhr.

Die Beratungsstelle in Mössingen ist im neuen Gesundheitszentrum, Bahnhofstraße 5, Telefon 07071 / 207-6333, E-Mail JFBZ-Moe@kreis-tuebingen.de. Eröffnung ist am Sonntag, 9. Oktober, 11 Uhr.

Das Rottenburger Zentrum für Jugend- und Familienberatung ist in der Weggentalstraße 12/2. Es hat die Telefonnummer 07071 / 207-6363 und die E-Mail-Adresse JFBZ-Rbg@kreis-tuebingen.de. Die offizielle Eröffnungsfeier ist am Freitag, 14. Oktober, um 14 Uhr.