Übrigens

Das Freibad wird größer. Hurra?

Menschen, die dem Freibad gleichgültig gegenüberstehen, können das merkwürdige Verhalten von Freibadfreund(inn)en nicht wirklich verstehen: Die ruhige Entschlossenheit, mit der sie ihre Bahnen ziehen, die Wonneschauer unter der Dusche, das entrückte Lächeln beim Verlassen des Bades, die Freude über das Ausschöpfen der Dauerkarte (unlängst an dieser Stelle beschrieben). Freibadfreunde sind vielleicht nicht die besseren, aber doch die glücklicheren Menschen – zumindest in der halben Stunde „danach“.

09.08.2016

Von Ulrich Janssen

Das Tübinger Freibad. Archivbild: Sommer

Das Tübinger Freibad. Archivbild: Sommer

Das heißt aber nicht, dass sie nicht auch Wünsche hätten für ihr Bad. Schließlich besuchen sie ab und zu andere Bäder und sehen dort erstaunliche Dinge. Großzügige, beheizbare Umkleidetrakte, Einschwimmkanäle, in denen man sanft nach draußen gleiten kann, und Schließanlagen, die ohne Münzen und sogar ohne Schlüssel mit Sicherheitsnadeln dran funktionieren. Manche sehen auch, dass in vielen Städten das Verhältnis von Einwohner pro Beckenquadratmeter vorteilhafter ist als in Tübingen. Schon in Rottenburg oder Mössingen ist das so.

Was viele treue Badbesucher nicht ganz so wichtig finden, sind  Beachsoccerplätze und Slacklines. Doch genau so etwas bauen die Stadtwerke gerade auf einem verblüffend großen Areal. Nicht, dass wir etwas dagegen hätten, aber fragen darf man schon: Braucht die Stadt das? Selbstverständlich ist das Bad nicht nur für Schwimmer gedacht. Auch sonnenhungrige Handy-User, Body-Artisten und Leute, die auf coole Sportarten abfahren, sollen sich hier wohlfühlen. Doch wird diese Zielgruppe wegen Slacklines und Soccer wirklich eine Freibadkarte lösen?

Und fehlt es überhaupt so sehr an Rasenplatz? Die Stadtwerke sagen, ab 3000 Badegästen gehe es beengt zu, und das werde (in den wärmeren Sommern der Zukunft) öfter der Fall sein. Mag sein. Andererseits gelang es im Jahrhundertsommer 2003 angeblich, an einem Tag 8789 Gäste aufzunehmen. 8789! Irgendwo müssen die doch gelegen haben. Außerdem ist die Frage, ob die Massen, die dereinst an den extrem heißen Tagen von der Erderwärmung ins Bad getrieben werden, wirklich Beachsoccer spielen wollen oder ob ihnen nicht eher der Sinn nach Abkühlung in einem weiteren Wasserbecken steht?

Egal. Die Sache läuft, und wir kommen mit unseren kleinlichen Bedenken zu spät. Aber man hört ja, dass die Stadtwerke schon den nächsten Ausbau planen. Da sollten sie vielleicht doch dran denken, dass es schon jetzt, weit vor der dramatischen Phase der Erderwärmung, in den Duschen und Umkleiden oft sehr beengt zugeht.

Schließen wollen wir aber mit einem aufmunternden Lob für die Stadtwerke: Prima, dass man seine Zehnerkarten am Schalter jetzt wieder mit EC-Karte bezahlen kann! Wenn das irgendwann auch an den Ticketautomaten am Eingang wieder klappt, sind wir schon recht zufrieden.

Lageplan

Lageplan

Westlich des Tübinger Freibads sind die Erweiterungsarbeiten in vollem Gang.Luftbild: Grohe

Westlich des Tübinger Freibads sind die Erweiterungsarbeiten in vollem Gang. Luftbild: Grohe

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Erstellt:
09.08.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 06sec
zuletzt aktualisiert: 09.08.2016, 01:00 Uhr

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