Das Gesicht von Knut Maier von „Baldauf-Architekten“ fiel ganz kurz merklich zusammen, als die Horbe

12.10.2017

Von Fabian Schäfer

Viel Platz, viele Ideen: Die Hälfte des Exerzierplatzes auf dem Hohenberg soll für Veranstaltungen und Begegnungen frei bleiben.Bild: Schäfer

Viel Platz, viele Ideen: Die Hälfte des Exerzierplatzes auf dem Hohenberg soll für Veranstaltungen und Begegnungen frei bleiben.Bild: Schäfer

Das Gesicht von Knut Maier von „Baldauf-Architekten“ fiel ganz kurz merklich zusammen, als die Horber SPD-Stadträtin Viviana Weschenmoser erklärte, ihr fehle trotz der ausführlichen Erklärungen und Ausführungen des Architekten und seiner Kollegin Nicole Stehle „das Konzept für den Quartiersplatz“. Weschenmoser fragte: „Was soll der Schwerpunkt sein, was ist unsere Vision?“ Maier musste diese Zweifel erst einmal verdauen. „Das trifft mich schon. Unsere klare Vision ist ein lebenswerter Arbeits- und Wohnraum, in dem Begegnungen möglich sind“, sagte Maier, der zuvor knapp 45 Minuten lang anschaulich erläutert hatte, was man sich für das Gebiet „Hohenbergkaserne-Mitte“ überlegt hat.

Experimentelles Wohnen

Auf Grundlage mehrerer Bürger-Wokshops wurde von „Baldauf“ ein Vorentwurf zum Bebauungsplan erstellt, der dem Horber Städtebau- und Sanierungsausschuss am Dienstagabend vorgestellt wurde. Das Gebiet „Hohenbergkaserne-Mitte“ soll demnach in drei Areale unterteilt werden: Auf dem Exerzierplatz soll ein Mischgebiet aus Wohnen und Arbeiten entstehen, der Sportplatz ist für experimentelles Wohnen vorgesehen (hierunter verstehen sich verschiedenste, innovative Formen wie ökologisches Wohnen). Der südliche Teil des Areales soll schließlich für Senioren-Wohnen genutzt werden. „Wir haben eine rege Entwicklung beobachtet und freuen uns über die zahlreichen geplanten
Nutzer“, sagte Knut Maier, der zudem die angedachten Erschließungsstraßen, Wendeanlagen und verkehrsfreien Zonen aufzeigte.

Streitpunkt Quartiersplatz

Zum strittigsten Punkt der Planungen entwickelte sich jedoch schnell der Quartiersplatz, südlich des Veranstaltungszentrums „Quartier 77“, auf dem zuletzt das erste „Umsonst und draußen“-Festival stattgefunden hatte. Wie groß dieser letztlich belassen, das heißt unbebaut bleiben, wird, sei noch fraglich, erklärte Maier. Es gelte jedoch definitiv nicht, „je größer, desto besser“. Um einen Platz als „belebt“ zu empfinden, braucht es laut Maier eine Person pro 30 Quadratmeter.

Durch Vergleiche mit ähnlichen Plätzen und Umfragen unter Horber Bürgern sei man zu dem Entschluss gekommen, die Hälfte des Quartiersplatzes unbebaut zu belassen, also etwas 1500 Quadratmeter. „Dort können wir uns alles Mögliche vorstellen – eine Eislaufbahn, ein Freiluftkino oder zum Beispiel ein Festzelt“, erklärte Maier.

Keinesfalls wolle man das Areal jedoch als gesamtstädtischen Platz in Konkurrenz zu Marktplatz oder Festplatz ansehen. Laut Peter Klein, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, seien zwar einzelne Veranstaltungen auf dem Kasernenareal denkbar, jedoch nicht auf regelmäßiger Basis. Der Platz soll komplett autofrei sein, dafür werden genügend ober- und unterirdische Parkplätze gebaut, erklärte Maier. Beim Wanderweg im Süden des Bebauungsgebiets soll ein Spielplatz entstehen. „Wir wollen ein junges Wohnquartier mit durchmischter Nutzung“, sagte der Architekt, der durch die Neu-Bebauung bis zu 400 Zuzüge auf dem Hohenberg erwartet.

Ein Bürger habe zudem während eines Workshops die Idee gehabt, eine Hängebrücke (ähnlich der Geierlay in Rheinland-Pfalz) vom Hohenberg zum „Rauschbart“ zu bauen.

Nach dem Sachvortrag war ein Großteil der Ausschussmitglieder ob der geballten Informationsflut erst einmal sichtlich geplättet. Als Erste fand Elisabeth Schneiderhan (OGL) ihre Stimme wieder: „Ich finde die angedachte viergeschossige Bauweise nicht gut. Es waren doch mal Bäume auf einem Teil des Platzes geplant. Mit so vielen Neubauten wie jetzt vorgestellt kann ich mich gar nicht anfreunden.“ Knut Maier stellte klar, dass man weiterhin komplett flexibel bleibe. Eine begrünte Situation sei nach wie vor denkbar. Außerdem erklärte Maier, dass die geplanten vierstöckigen Gebäude trotzdem lediglich bis zur Traufe der Kompaniegebäude reichen würden. „Wir müssen dort auch bauen, weil die Dimensionen sehr, sehr groß sind“, sagte der Architekt.

Entscheidung im Gemeinderat

Im Anschluss äußerten Viviana Weschenmoser, Gerhard Munding (CDU), Joachim Beuter und auch SPD-Gemeinderats-Fraktionsvorsitzender Thomas Mattes ihre Zweifel an der derzeitigen Planung. Auch die Frage, ob geeignete Bauträger gefunden werden können, stand im Raum. Oberbürgermeister Peter Rosenberger stellte klar, dass man zur jetzigen Zeit überhaupt nicht über bauinhaltliche Dinge diskutieren könne.

Schlussendlich stimmte der Ausschuss beinahe geschlossen für die Aufstellung des Bebauungsplanes (eine Gegenstimme), stimmte dem Entwurf zu (zwei Gegenstimmen, zwei Enthaltungen) und genehmigte die frühzeitige Öffentlichkeits- und Behördenbeteiligung (eine Enthaltung).