Sanierung

Das Häfnerkreuz ist restauriert

Heinrich Raible und Jürgen Poppitz sorgten für den Erhalt eines besonderen Sühnekreuzes.

12.10.2017

Von Joachim Lipp

Heinrich Raible sorgte mit Unterstützung von Steinmetzmeister und Stadtrat Jürgen Poppitz dafür, dass das durch eine umgestürzte Fichte beschädigte Häfnerkreuz sich in einem Waldstück beim Rauhen Stich wieder im alten Zustand befindet. Privatbild

Heinrich Raible sorgte mit Unterstützung von Steinmetzmeister und Stadtrat Jürgen Poppitz dafür, dass das durch eine umgestürzte Fichte beschädigte Häfnerkreuz sich in einem Waldstück beim Rauhen Stich wieder im alten Zustand befindet. Privatbild

Im Gewann Höhe am Rauhen Stich steht mitten im Wald ein Denkmal mittelalterlichen Rechts aus dem 16. Jahrhundert, das zu Jahresbeginn durch höhere Gewalt beschädigt worden war. Heinrich Raible sorgte mit Unterstützung von Jürgen Poppitz am Mittwochmorgen dafür, dass der alte Zustand dieses außergewöhnlichen Kleindenkmals wiederhergestellt wurde.

Sühnekreuze bildeten im Mittelalter einen Erfüllungsteil von Sühneverträgen, welche zwischen zwei verfeindeten Parteien geschlossen wurden, um eine Blutfehde wegen eines begangenen Mordes oder Totschlags zu beenden. Mit der Einführung der Halsgerichtsordnung Kaiser Karls V. im Jahre 1533 wurden solche privaten Abmachungen nicht mehr geduldet, denn an ihre Stelle trat nun ein ordentliches Gericht, das den Täter nach dem neuen Recht verurteilte. Obwohl die Carolina die Sühneverträge offiziell abschaffte, wurden jedoch solche Mahnmäler noch bis ins 17. Jahrhundert erstellt.

Besondere Zeichen eingemeißelt

Der überwiegende Teil der besonderen Kleindenkmale ist in Kreuzform gestaltet, oftmals ist die Mordwaffe beziehungsweise ein berufstypisches Gerät des Entleibten in den Stein gehauen. In den löchrig verwitterten Kalkstein des Sühnekreuzes am Rauhen Stich ist ein Krug mit einer Töpferschiene eingemeißelt. Mit dieser Darstellung zählt das Horber Häfnerkreuz zu den Raritäten im süddeutschen Raum, denn es gibt nur noch drei weitere Exemplare dieser Art, die zumindest ein historisches Handwerkszeichen eines Töpfers aufweisen. Bemerkenswert beim Horber Häfnerkreuz ist, dass mit Krug und Töpferschiene sogar zwei Zeichen zu sehen sind.

Das Neuenbürger Häfnerkreuz zeigt neben einem eingemeißelten Milchtopf die Jahreszahl 1507. Um dieses Sühnekreuz rankt sich eine Sage, die berichtet, dass hier ein Neuenbürger Häfner ermordet worden sei, als er mit dem Erlös seiner im Badischen verkauften Ware nach Hause zurückkehrte. Ein ähnliches Schicksal dürfte einen Horber Häfner am Rauhen Stich beim Graben nach Ton ereilt haben, denn im Bereich des Häfnerkreuzes finden sich rinnenartige Vertiefungen, die dadurch entstanden sind, dass hier jahrhundertelang nach dem Rohmaterial für die Horber Töpferware gegraben wurde.

Das Töpferhandwerk war einst in Horb stark vertreten und die Horber Häfner boten ihre Ware auf dem im Bereich des Burgstalls gelegenen Häfnermarkt an. An dieses längst abgegangene Gewerbe erinnerte Wilhelm Klink noch 1927 bei der Bemalung der Horber Rathausfassade, auf der ein Töpferjunge mit Töpferwaren dargestellt ist.

Das Horber Häfnerkreuz stand über 500 Jahre versteckt und unversehrt in einem Waldstück am Rauhen Stich, bis im Januar dieses Jahres eine umgestürzte Fichte den rechten Balken dieses Sühnekreuzes abschlug. Heinrich Raible, der nicht nur das Amt des zweiten Vorsitzenden beim Horber Kultur- und Museumsverein innehat, sondern auch zu den Horber Kleindenkmalfreunden zählt, die in der Gesellschaft zur Erhaltung und Erforschung der Kleindenkmale in Baden-Württemberg organisiert sind, sorgte nun für die Restaurierung diesen außergewöhnlichen Kleindenkmals.

Unterstützt wurde er dabei von dem Steinmetzmeister und Stadtrat Jürgen Poppitz, der das abgeschlagene steinerne Teil, das Raible gesichert hatte, so perfekt wieder am Sühnekreuz befestigte, dass sich das Häfnerkreuz wieder in seinem ursprünglichen Zustand zeigt.

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Erstellt:
12.10.2017, 01:00 Uhr
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zuletzt aktualisiert: 12.10.2017, 01:00 Uhr

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