Tübingen

Arsenal: Das Kino kann weitermachen

Das Arsenal-Gebäude ist an kulturinteressierte Tübinger verkauft. Sie wollen den Kinobetrieb im Haus erhalten.

01.10.2019

Von Ulla Steuernagel

In das Herbstlaub am Kino Arsenal mischt sich Aufbruchsstimmung: Das Kino ist gerettet. Bild: Ulrich Metz

In das Herbstlaub am Kino Arsenal mischt sich Aufbruchsstimmung: Das Kino ist gerettet. Bild: Ulrich Metz

Das Kino Arsenal wird nicht einfach vom Tübinger Erdboden verschwinden. Die Gefahr bestand, weil das Haus in der Hinteren Grabenstraße 20 verkauft werden sollte. Arsenalfreunde in Tübingen und Umgebung waren alarmiert, im Internet wuchs eine Petition für den Fortbestand des Arsenals auf knapp 2000 Unterschriften an.

Die Stadt Tübingen wollte über ihre Tochterfirma GWG das Kino retten, die Kino-Etage kaufen, um danach an den Betreiber Stefan Paul weiter zu vermieten. Doch für die GWG, die auf eine reine Bankenfinanzierung angewiesen ist, wäre das Projekt zu teuer geworden. Sie stieg aus.

Das hätte das Ende fürs Arsenal bedeuten können, doch es kam anders. Die Eigentümer der Hauses haben nun Privatkäufer gefunden, die das Kino im Haus belassen und ihm vertragliche Sicherheit für die nächsten Jahre gewähren wollen. Die Namen der Käufer sollen allerdings vorerst noch ungenannt bleiben.

„Wir haben lange gesucht“, sagt Cornelia Märkle, Miteigentümerin des Hauses. Das Kino habe ihr immer am Herzen gelegen, so die Pfrondorferin. Das Haus sowieso, es ist ihr Großelternhaus: „Ich bin da aufgewachsen.“ Nach dem Tod der Großeltern ging die Immobilie an deren drei Kinder, eine Tante von Märkle lebte hier bis zu ihrem Tod. Danach kam bei der Erbengemeinschaft, die aus zwei Kusinen besteht, der Wunsch auf, es zu verkaufen. Die Suche nach einem Käufer dauerte. Jetzt, nach zwei Jahren, ist man endlich fündig geworden. Der Verkauf des Gebäudes dauerte auch deshalb so lange, weil, wie Märkle betont, ihr das Schicksal des Kino Arsenal keineswegs gleichgültig war. „Wir“, so sagt sie und spricht damit auch für ihre Kusine, „haben das jahrelang mitgetragen.“

Das GWG-Angebot hatte für die Eigentümer einen Haken, sie wollten das Objekt an einen einzigen Käufer übergeben: „Wir können doch nicht nur einen Teil verkaufen, damit wären uns bei dem Rest die Hände gebunden.“

Die Erbengemeinschaft habe sogar höhere Angebote als dasjenige abgelehnt, das nun den Zuschlag bekam: „Uns war das Kino wichtig, wir wollten ihm entgegenkommen!“ betont die Inhaberin.

Der Kaufvertrag, so viel lässt sich in Erfahrung bringen, wurde mit „kulturinteressierten Tübingern“ abgeschlossen. Die Käufer wollen das Haus, das einer grundlegenden Modernisierung bedarf, nun auch sanieren. Möglicherweise soll eine Wohnung, wenn die Stadt ihre Erlaubnis gibt, zu einer Praxis umgebaut werden. Die anderen Wohnungen werden auf jeden Fall erhalten bleiben.

Kinobetreiber Stefan Paul ist erleichtert, dass seinem Kino nun nicht das Licht abgedreht wird. „Die ganze Branche war alarmiert“, so Paul, der auch den gleichnamigen Kino-Verleih aufgebaut hat. Nicht nur er habe unter dem jahrelangen „Hickhack“ gelitten, auch seine drei Festangestellten und rund 30 Aushilfskräfte zitterten um ihren Job. Die jetzt gefundene Lösung verleiht dem Kino jahrelange Planungssicherheit. Einen Wermutstropfen gibt es für Paul dennoch: Er hätte das Kino gerne mit Hilfe der Stadt betrieben. „Die Stadt“, so seine Ansicht, „hat sich eine filmkulturpolitische Chance rausgehen lassen.“

Das Arsenal und der gleichnamige Filmverleih

Das Kino Arsenal besteht seit 45 Jahren. Stefan Paul hatte vorher schon Filme an unterschiedlichen Orten gezeigt. In der Hinteren Grabenstraße war dann endlich der Platz für ein Programmkino gefunden, dem ersten derartigen Kino in Baden-Württemberg. Erst bot es 82 Plätze, dann wurden sie um ein Drittel aufgestockt.

Kurz nachdem er Kinobetreiber geworden war, gründete Stefan Paul auch den Arsenal Filmverleih. Der erste Film war die Anarcho-Groteske „Themroc“ mit Michel Piccoli als Polizistenfresser. Auch die deutschen Verleihrechte an „Diva“ hielt Paul jahrelang. „Diva“ lief über 13 Jahre jeden Sonntagmorgen mit Sekt im Arsenal

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Erstellt:
01.10.2019, 21:33 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 49sec
zuletzt aktualisiert: 01.10.2019, 21:33 Uhr

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