Zwischen Kriegs-Satire und Balkan-Burleske findet Emir Kusturica diesmal keine Linie.

Das Leben ist ein Wunder

Zwischen Kriegs-Satire und Balkan-Burleske findet Emir Kusturica diesmal keine Linie.

24.11.2015

Von che

Das Leben ist ein Wunder

Wenn ein Esel sich aus Liebeskummer umbringen will, der Briefträger mit der Draisine sein Tagwerk verrichtet, und über alldem der Balkanswing des No Smoking Orchetras tobt ? dann befinden wir uns im Wunderland des Emir Kusturica. Sieben Jahre nach „Schwarzer Kater, weißer Kater? hat der bosnische Regisseur wieder einen Spielfilm vorgelegt, der stilistisch ans prall Burleske des Vorgängers anknüpft. Inhaltlich tendiert er mehr zu „Underground? (1995), insofern Kusturica noch einmal seine Sicht auf den Balkankrieg darlegt.

Verpackt ist sie allerdings in ein lupenreines Märchen: Während des anhebenden Völkerschlachtens in der bosnischen Bergwelt kommen sich ein braver serbischer Ingenieur und eine muslimische Geisel, die er in seinem Haus bewachen soll, nahe, und praktizieren die kleine Feindesliebe im großen Krieg. Weil der Regisseur drumherum sein übliches Tohuwabohu surreal verfremdeten Volkslebens veranstaltet, ist das weniger kitschig als es sich anhört, aber richtig glücklich will einen dieser Film trotzdem nicht machen.

Denn irgendwie wirken die Gags diesmal verbraucht, der Slapstick bemüht, das exzentrische Personal wie aus früheren Filmen recycelt. Auch die politischen Seitenhiebe auf serbische Kriegstreiber, muslimische Todesschwadrone und ahnunglos-arrogante Uno-Soldaten fallen eher plakativ als analytisch aus.

Gäbe es nicht ab und zu so treffende (ein Fußballspiel als Vorhölle des Kriegs) und putzige Einfälle wie die Sache mit dem liebeskranken Esel, man käme sich vor wie in einem Film dieser vielen Kusturica-Epigonen, die dem Meister einfach nicht das Wasser reichen.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 45sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Giorgio 13.10.200512:00 Uhr

Bravo Kusturica majstore!!!