Liebesgeschichte, KZ-Film und Märchen verschmelzen zu einem filmischen Poem.

Das Leben ist schön

Liebesgeschichte, KZ-Film und Märchen verschmelzen zu einem filmischen Poem.

24.11.2015

Von Stefanie Hentschel

Das Leben ist schön

In Jurek Beckers Roman gibt Jakob der Lügner seinen Mitgefangenen im Ghetto die Kraft zum Weiterleben, indem er für sie Radiomeldungen einer nahenden Befreiung erfindet. In Roberto Benignis Film redet Guido der Lügner (Benigni) seinem kleinen Sohn Giosué ein, das KZ, in das die Nazis sie verschleppt haben, sei nur Teil eines Spiels. Wer durchhält, gewinnt einen Preis.

Der Film ist zweigeteilt: Die erste Hälfte spielt vor der Deportation und erzählt mit viel Wortwitz und Situationskomik die märchenhafte Liebesgeschichte von Giosués Eltern im faschistischen Italien. Man sieht eine reizende Komödie, aus der man nur manchmal aufschreckt, wenn erste Zeichen auf die nahe Katastrophe verweisen. Mit deren Eintritt beginnt der zweite Teil, der gewissermaßen das Negativ des ersten ist: eigentlich eine Tragödie, in die Benigni aber die Komik und Zärtlichkeit der ersten Hälfte hinüberrettet. So geht das Märchen weiter, voller Unwahrscheinlichkeiten und Vereinfachungen. Mit Nazischergen, die nichts Schlimmeres tun, als zu brüllen, die bloß „die von der bösen Mannschaft? sind. Das Grauen wird nie wirklich sichtbar.

Und eben das ist Benignis Verdienst: Daß er gar nicht erst versucht, das Entsetzliche zu zeigen. Art Spiegelmann hat sich mit „Maus? vor der Unmöglichkeit, das nicht Darstellbare darzustellen, in die Fabel und den Comic geflüchtet. Benigni flüchtet ins Märchen. Durch die Vereinfachung und die Komik hindurch ist das Grauen zwar stets ahnbar, aber eben nur das. Der Film verzichtet darauf, seine Zuschauer zwecks stärkerer dramatischer Wirkung für eine Weile zu entsetzen, ehe sie hinterher beim Bier das Thema wechseln.

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Erstellt:
24.11.2015, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 1min 48sec
zuletzt aktualisiert: 24.11.2015, 12:00 Uhr

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Chewbacca 31.05.200412:00 Uhr

Mal komisch, mal tragisch, aber nie pathetisch. Wunderbar gespielt, menschlich und bewegend! 9,25/10

N.N. 05.04.200412:00 Uhr

Eine wunderbare Parabel, ausgezeichnet gespielt, und vor allem menschlich. Bewegend von der ersten bis zur letzten Minute. Absolut sehenswert!