Wie macht sich Tübingens OB Boris Palmer an der Macht? Ein Dokumentarfilm erstattet Bericht.

Das Palmer Prinzip

Wie macht sich Tübingens OB Boris Palmer an der Macht? Ein Dokumentarfilm erstattet Bericht.

23.11.2015

Von Dieter Oßwald

Das Palmer Prinzip

Mit 36 Jahren gehört der Grünen-Politiker zu den wohl jüngsten Objekten einer Doku-Begierde. Zu verdanken hat sie Palmer seiner Wahl zum OB der Uni-Stadt vor gut zwei Jahren. Nicht im Rathaus, sondern im überfüllten "Museum"-Kino, legte er einst den Amtseid ab - und dorthin kehrt Palmer morgen um 11 Uhr als Leinwand-Star zurück: zur Premiere von "Das Palmerprinzip", einem 60-minütigen Blick hinter die Kulissen der Lokalpolitik.

Die Idee dazu hatten zwei Absolventen der Ludwigsburger Filmakademie: Frank Pfeiffer (Regie) und Alexander Funke (Produzent). 50 Tage lang begleiteten sie den frischgebackenen Oberbürgermeister bei seinen ersten Schritten im Amt.

Mit einem Pokal fängt der Film an: Palmer hat sich beim Stadtlauf selbst den Startschuss gegeben und rennt allen davon. Hechelnd folgt ihm die Kamera. Wenig später hält der OB den Pokal in der Hand, "die Stadtverwaltung hat gewonnen", amüsiert er sich vor lachendem Publikum auf dem Marktplatz.

Jovial, imagebewusst und selten um einen witzigen Spruch verlegen, so kennen die Bewohner den neuen Verwaltungschef, der antrat, die Stadt zur "Klimastadt Nummer eins" zu machen. Vor den großen Visionen indes gilt es allerlei Kleinkram zu meistern. Da beklagt sich ein Rentnertrupp in der Sprechstunde über neue Parkgebühren vor dem Freibad. "Fahren Sie doch mit dem Bus, dann tun Sie gleich noch etwas für das Klima ", heißt der Rat für die verdutzten Autofahrer. Im Gemeinderat steht die "geschlechtergerechte Sprache in der Verwaltung " auf der Tagesordnung. Für winzige Witzeleien wird der OB von zwei Praktikantinnen abgestraft.

Doch es geht auch lustig zu: Zur Einweihung von Solarzellen auf einem Schuldach etwa gilt es nach Leibeskräften "Sonnenstrom durch Sonnenschein" auf die Melodie von "Wochenend" und Sonnenschein" zu trällern, was dem Grünen Realo sichtlich Spaß zu machen scheint.

Szenenwechsel ins Private: Das beste Abitur in Baden-Württemberg habe er absolviert, schon als Knirps stets neugierig durch die Plastikfenster des Kinderwagens geschaut, erzählt Mutter Erika. Alte Super-8-Filme aus Kindertagen flimmern durchs Bild, auch Aufnahmen von Helmut Palmer, dem streitbaren "Remstal-Rebellen". "Der Apfel fällt nicht weit vom Zwetschgenbaum", wird später ein älterer Teilnehmer beim Baumschnittkurs sagen und das vermutlich als Lob verstehen. Der OB sitzt derweil mit der Schere in der Baumkrone: "Zumindest tät ich sagen, der Palmer schwätzt ned ganz so blöd raus, wie der Ministerpräsident."