Über Freundschaften und Fremdenfeindlichkeit

Das TAGBLATT hat sich umgehört, welche Bücher die Tübinger nach Heiligabend lesen werden

In wenigen Tagen werden viele, sehr viele von uns wieder verpackte, quaderförmige Geschenke in den Händen halten und mit neunundneunzigkommaneunprozentiger Sicherheit wissen: ah, ein Buch. Das TAGBLATT hat bei den Buchhändlern in Tübingen nachgefragt, welche Titel unter besonders vielen Weihnachtsbäumen liegen werden.

20.12.2016

Von Fabian Renz

Die Auswahl ist groß, die Buchhändler beraten bis zum Umfallen – beziehungsweise bis Heiligabend: Eine Bücherwand bei Osiander. Bild: Sommer

Die Auswahl ist groß, die Buchhändler beraten bis zum Umfallen – beziehungsweise bis Heiligabend: Eine Bücherwand bei Osiander. Bild: Sommer

Ja, es gibt sie, die „Renner“, die einem bei diesem Rundgang immer wieder begegnen. Elena Ferrantes „Meine geniale Freundin“ zum Beispiel, der erste Band einer vierteiligen „Saga“ über das Leben zweier Freundinnen in Neapel. Oder „Cox oder Der Lauf der Zeit“ von Christoph Ransmayr, ein Roman über einen maßlosen Kaiser von China und einen englischen Uhrmacher.

Bei den Sachbüchern wird „Gegen den Hass“ von der frisch gebackenen Friedenspreisträgerin Carolin Emcke immer wieder genannt, ein Essay über Rassismus und Demokratiefeindlichkeit. Und Andrea Wulfs „Alexander von Humboldt und die Erfindung der Natur“ – „ein tolles Weihnachtsgeschenk“, wie Ingrid Abeln von der Buchhandlung Osiander in der Wilhelmstraße findet.

Zielstrebige und Suchende

Abeln weiß sowohl von Kunden zu erzählen, die zielstrebig diese Bestseller ansteuern, aber auch von solchen, die sagen: „Ich brauche was für meine Mutter, haben Sie da was?“ Unentschlossenen empfehle sie gelegentlich auch das Spiel „Halt mal kurz“ von „Känguru-Chroniken“-Autor Marc-Uwe Kling. „Das ist urkomisch und das geht weg wie warme Semmeln“, so Abeln.

Auch die Bibel ist ein Bestseller

Nebenan bei „H.P. Willi“ greift der Inhaber Hans Peter Willi nach John Eliot Gardiners Komponistenbiografie „Bach: Musik für die Himmelsburg“, ein „umfangreiches, tolles Buch mit einem ganz eigenen Blick auf Johann Sebastian Bach“, wie Willi sagt. In seine Buchhandlung kämen häufig Leute mit sehr speziellen Wünschen – wer einfach nur auf der Suche nach einem Bestseller sei oder zum Beispiel etwas zum Motto Weihnachten suche, den verweise er auch mal an die Konkurrenz in der Nachbarschaft.

Dazu gehört auch die Buchhandlung Gastl am Lustnauer Tor. Geschäftsführerin Angelika Gocht weiß den bereits genannten Büchern noch einen „Geheimtipp“ hinzuzufügen: „Bilqiss“ von Saphia Azzeddine, „ein sehr emotionales Buch“, wie Gocht sagt. Es handelt von einer muslimischen Frau, die sich in einem arabischen Land gegen traditionelle Muster auflehnt. Während Gocht durch den Laden führt, fällt ihr noch etwas ein: „Die neue Jubiläumsausgabe der Lutherbibel verkauft sich natürlich auch gut.“

Trubel bis zur letzten Minute

Ulrike Dahmen von der Buchhandlung Rosa Lux in der Langen Gasse reicht ebenfalls häufig die Bücher von Emcke, Ransmayr und Ferrante über die Theke. „Aber das haben Ihnen ja sicher alle gesagt“, schmunzelt sie, „darum sage ich noch etwas anderes.“ Dann nimmt sie Mascha Kalékos Gedichtband „Liebesgedichte“ vom Stapel und sagt: „Die Mädchen schämen sich oft zuerst, so etwas zu verschenken, aber wenn sie zwei Gedichte gelesen haben, dann kaufen sie es doch.“

Eines erwarten alle Tübinger Buchhändler gleichermaßen: Jede Menge Kundschaft bis zur letzten Minute vor Ladenschluss an Heiligabend. „Die Leute wissen ja“, sagt Angelika Gocht von der Buchhandlung Gastl, „wenn sie sonst nichts finden: Ein Buch geht immer.“

Die Kinderbuchhelden: Von Harry Potter bis Giesbert

„Es gibt in diesem Jahr ausgezeichnete Kinder- und Jugendbücher“, sagte Ulrike Dahmen von der Buchhandlung Rosa Lux gestern. Und holte als Beleg „Vorher Nachher“ von Anne-Margot Ramstein und Matthias Aregui sowie Jakob Wegelius’ „Sally Jones“ aus dem Regal. Auch die anderen Buchhandlungen haben ganz eigene Kinderbuchtipps. Bei Gastl wird Frédéric Clements „Metamorphosen“ angepriesen, im Buchkaffee Vividus nennt Benjamin Wagner „Giesbert in der Regentonne“ von Daniela Drescher als Bestseller. Und bei Osiander in der Metzgergasse laufen die neuesten Bände von „Gregs Tagebuch“ und „Harry Potter“ besonders gut, sagte Judith Schröder.

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Erstellt:
20.12.2016, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 41sec
zuletzt aktualisiert: 20.12.2016, 01:00 Uhr

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