Die bislang radikalste Verfilmung von Dürrenmatts Kinderschänder-Geschichte.

Das Versprechen

Die bislang radikalste Verfilmung von Dürrenmatts Kinderschänder-Geschichte.

24.11.2015

Von che

Das Versprechen

Der Mädchenschänder-Krimi "Es geschah am hellichten Tag" aus dem Jahr 1957 gehört gewiss zu den absonderlichsten (und besten) je gedrehten deutschen Filmen. Die Szenen mit Gert Fröbe als kasperlndem Kinderschreck werden jedem, der sie gesehen hat, ewig im Gedächtnis herumspuken. Jetzt kommt binnen kurzem, nach Nico Hoffmanns solidem "German Classics"-Fernsehfilm, schon das zweite Remake der von Friedrich Dürrenmatt entworfenen Geschichte auf den Markt. Und überraschenderweise ist die aktuelle Hollywood-Version die radikalste von allen.

Nach Heinz Rühmann und Joachim Król spielt diesmal Jack Nicholson den (anfangs) propperen Musterbullen, der der Mutter eines ermordeten Mädchens "bei meinem Seelenheil" verspricht, den Täter zu schnappen. Und obwohl er alles richtig macht, scheitert er tragisch.

Für die schauerlichen Suspense-Szenen, mit denen die deutschen Fassungen das quälend Psychogrammatische des Plots aufmischten, interessiert sich Regisseur Sean Penn nicht die Bohne. Ihm geht es allein um die provozierend langsam sich entfaltende Analyse einer Besessenheit. Ganz im Geiste Dürrenmatts verlagert er den Horror weg vom manifest Blutrünstigen, hinein in die Seele des Ermittlers, dessen kriminalistischer Ehrgeiz unmerklich in den Wahnsinn hinübergleitet.

Wer da, von seinen alten Sean-Penn-Postern angespitzt, großes Star- oder gar Popcorn-Kino erwartet, wird wohl frustriert aus dem Saal schleichen. Fans des älteren europäischen Autorenfilms, nennen wir mal den Namen Werner Herzog, sollten dagegen begeistert sein. Und ebenso Menschen, die Jack Nicholson aus einer Zeit schätzen, als er noch nicht der Grimassenschneider vom Dienst war. Auf seine alten Tage liefert er hier die vielleicht beste Leistung seiner Karriere.