Kameradschaft

Das Wandern ist der Jauner Lust

Jeden zweiten Mittwoch ist Termin. Da packt inzwischen 20 Weitinger die Wanderlust und sie machen seit sieben Jahren auf die Socken.

25.10.2016

Von Hermann Nesch

Die Weitinger Mittwochswanderer sind seit sieben Jahren als Luftschnapper und Einkehrer unterwegs. Sie bilden sich auch mit Informationsbesuchen und Besichtigungen weiter und pflegen mit viel Gesang die Geselligkeit.Bild: Nesch

Die Weitinger Mittwochswanderer sind seit sieben Jahren als Luftschnapper und Einkehrer unterwegs. Sie bilden sich auch mit Informationsbesuchen und Besichtigungen weiter und pflegen mit viel Gesang die Geselligkeit.Bild: Nesch

Sie treffen sich jeden zweiten Mittwoch, bei jedem Wind und Wetter, und sie nennen sich folglich „Mittwochswanderer“. Jetzt feierte der „fidele Haufen“ nach sieben Jahren sogar seinen „1. Besen in Weitingen“.

Eingeladen hatte dazu „Dauerwanderer“ Rudolf Raible – an dem Schuhverkäufer und Schuster ihre helle Freude haben – in den Festsaal seiner Hofscheuer. Wie es sich für einen „Besen“ gehört, wurde Most und Wein ausgeschenkt, aber das Bier erfreute sich dann letztlich der größeren Nachfrage. Denn: „Das Bier, das macht den Durst erst schön“, heißt es im bekannten „Bierlied“, und das wurde auch entsprechend fröhlich heruntergeschmettert, dass die Scheuer fast ins Wanken kam.

Kommunikation per Whatsapp

In geselliger Runde besungen und gelobt wird mit den allseits bekannten Weinliedern stets auch der Wein, eingeschlossen auch die Vorliebe für die Verdünnung von „Schorlebomber“ Roland Metzger. Dazwischen werden G’schichtle von früher erzählt, macht der neueste Witz die Runde oder auch der neueste Videoclip auf dem Smartphone. Man ist ja auch in der überwiegenden Mehrheit kommunikationstechnisch auf dem Laufenden und kommuniziert selbstredend in einer eigenen Whatsapp-Gruppe.

Mittwochs vierzehntägig, so die Regel und Abmachung. Aber keine Regel ohne Ausnahme, auch bei den Mittwochswanderern. Steht zwischendrin mal ein Ereignis an, wird das, wenn irgendwie möglich, auch prompt wahrgenommen. Flexibilität auch im Rentenalter. Schließlich sind sie noch alle rüstig, befinden sich knapp im Rentenalter oder im Vorruhestands-Modus.

Man ist – außer bei der abschließenden gemütlichen Einkehr, immer in Bewegung. Neben dem Wandern als „Luftschnapper“, manchmal auch als Radfahrer, fährt man auch mal mit dem Zug oder dem Auto zu einem Ziel, besichtigt große Firmen und interessante Einrichtungen, war auch schon bei Edeka in Balingen und in der Stuttgarter Markthalle, um Anregungen für die geplante „kleine Markthalle“ in Weitingen zu holen.

Das war vor allem ein Anliegen von Ortsvorsteher Roland Raible, der ebenfalls mitwandert. Die Gruppe ist für ihn auch so etwas wie „Volkes Stimme“. Manchmal regt er ein Thema daher bewusst an, manchmal hört er einfach nur zu und lässt die Meinungen stillschweigend in seine Gedankengänge einfließen.

Der Jüngste ist 60 Jahre alt

Angefangen haben sie vor sieben Jahren zu viert, irgendwie aus Langeweile, aus Lust zum Wandern mit Einkehr natürlich. Ein Gegenpol zu den unternehmungslustigen Ehefrauen, die auch immer wieder auf Achse sind. Initiatoren waren Lambert Schweizer – heute immer noch der „Chef“ – und der Winker Karle. Inzwischen ist die Truppe auf 20 Köpfe angewachsen.

„Unser Jüngster ist 60“, heißt es, der älteste „Clubberer“, ist „Besenwirt“ Rudolf Raible, der als Anwohner der Lenzhalde 78 Lenze zählt. Aber wer geht schon mit 60 in Rente oder in den Vorruhestand: natürlich die 14 „Daimler“ der Gruppe. Das Namensspektrum ist auch nicht so breit gestreut wie heute. Es gibt zwar einige „Solitäre“, aber unter den Kerlen sind zwei Karle, zwei Rudolf, zwei Werner und sage und schreibe fünf Rolande. Da ist schon mal eine Verwechslung möglich. Nicht ganz so wie einst bei den Anton Raibles, von denen es in Weitingen einmal sechs gleichzeitig gegeben hat. Da waren dann schon mal Zusatzbezeichnungen fällig.

Ruft jetzt jemand einmal laut „Roland“, fahren in der Regel und bei Vollzähligkeit durchaus mal fünf Köpfe gleichzeitig hoch und fragen: „Ha, was isch?“. Einer reagiert immer und fühlt sich angesprochen, oft schon beim ersten Mal. Das klappt natürlich nicht immer, schließlich unterhält man sich ja meist recht angeregt und laut. „Denn wer laut isch, hôt au reacht“, meinte einer scherzhaft. Und Gehör muss man sich bei der manchmal sehr angeregten Unterhaltung schon auch verschaffen.

„1. Besen in Weitingen“. Stimmt so nicht ganz. Es gab ja schon etliche Jahre hinweg den legendären Besenschank der „Brunora“-Winzergenossenschaft. Neben den Mittwochswanderern gibt es noch die Donnerstagswanderer um Robert Schmid und Jürgen Schnell. Sie sind „international“ und kommen aus Weitingen, Göttelfingen, Eutingen, Rohrdorf und Ergenzingen.