Aberwitzige Hommage an all die tapferen Don Quichottes des Alltags.

Das jüngste Gewitter

Aberwitzige Hommage an all die tapferen Don Quichottes des Alltags.

23.11.2015

Von Dorothee Hermann

Das Mädchen in der grünstichigen Bar ist einer der hoffnungsloseren Fälle. Als Wiedergängerin geistert sie immer wieder durch die Szenerie, gefangen in einer Obsession, die sogar einen Film im Film auslöst. Einmal verirrt sie sich in ihren violetten Wildlederstiefeln in einen Auftritt, der dem merkwürdigen Tubaspieler zusteht. Der sieht immer aus, als würde er aus seinem Instrument herauswachsen. Die renitente Alkoholikerin bringt da schon mehr Druck in ihre unmittelbare Umgebung.

Die jüngste Produktion des schwedischen Regisseurs Roy Andersson ist weniger ein Film als ein Album der Bizarrerien. Es blättert eine Szene nach der anderen auf, wobei es zwischen den meisten keinen erkennbaren Zusammenhang gibt. Es sei denn, man nimmt die Zielstation der altmodischen Straßenbahn ? „Lethe? ? als Hinweis. Allerdings wirkt der Streifen schnell überfrachtet, wenn er allzu tief in die Symbolik-Kiste greift ? statt einfach die Absurdität des Alltäglichen zu potenzieren.

Eine nahezu statische Kamera scheint die Figuren beinahe einzufrieren in der Ausweglosigkeit des Gewöhnlichen. Und man kann sich fragen, wie der Regisseur bloß diese seltsam ausgebleichte Kolorierung hinbekommen hat. Es sind die Farben der Desillusion, des ausgelaugten Lebens, was allein der abgearbeitete Psychiater einmal eingesteht ? nachdem er sich die Treppe zu seiner Praxis hinaufschleppen musste, weil die übrigen Fahrstuhlpassagiere ihm den Zutritt zur Kabine verweigert hatten. Als einzige Option bleibt diesen Opfern des Gewöhnlichen: „Schließlich ist morgen auch noch ein Tag!?.

Das jüngste Gewitter