Horb·Freizeit

Das liebe Federvieh

Bei sommerlichen Temperaturen zog es gestern hunderte von Besuchern zum Küken-Schlupf auf die Anlage des Horber Kleintierzuchtvereins.

23.04.2019

Von Dagmar Stepper

Bitte einmal streicheln: 276 Küken aus ganz unterschiedlichen Rassen schlüpften am Ostermontag in der Kleintierzuchtanlage. Die älteren Küken durften die Kinder auch anfassen. Bild: Karl-Heinz Kuball

Bitte einmal streicheln: 276 Küken aus ganz unterschiedlichen Rassen schlüpften am Ostermontag in der Kleintierzuchtanlage. Die älteren Küken durften die Kinder auch anfassen. Bild: Karl-Heinz Kuball

Ein Knacks, und die Schale öffnet sich einen kleinen Spalt. Die kleine Marie drückt sich die Nase an der Scheibe platt. Im Inneren des Brutkastens herrschen mollige 35 Grad, ein Küken kämpft gerade gegen sein „Gefängnis“ in Form einer Eierschale an. Das Loch wird größer, die Schale bricht entzwei – und ein gelb-braunes Küken schlüpft heraus. Sein Federkleid ist noch ein wenig nass, das Küken blinzelt erstaunt auf die Zuschauerin. Großes Kino für das fluffige Federvieh.

276 Eier wurden 21 Tage lang vorgebrütet für den großen Tag des Horber Kleintierzuchtvereins. Seit sechs Jahren findet am Ostermontag in der schmucken Anlage am Neckar nun der Küken-Schlupf statt, die zarten Wesen ziehen nicht nur die Kleinen, sondern auch die Erwachsenen in ihren Bann. „Guck mal, die schlafen noch“ flüsterte gestern eine Oma ihrem Enkel ins Ohr. In einer Ecke eines weiteren Kastens kuscheln sich ältere Küken aneinander. Diese dürfen die Kinder in die Hand nehmen, die Frischgeschlüpften sind noch zu zart dafür. Andächtig streicheln die Kinder über die flauschigen Federn. Die Vögel haben so klingende Namen wie Sultanhuhn oder Showgirl und manchen ihren Namen mit ihrem originellen Federkleid auch alle Ehre.

Silke Wüstholz, Vorsitzende des Horber Kleintierzuchtvereins, war es am gestrigen Ostermontag zunächst etwas mulmig zumute. Bereits um 9.30 Uhr kamen die ersten Gäste auf die Anlage, offiziell begann das Fest um 10 Uhr. Wüstholz war noch im Aufbaustress, natürlich die Brutkästen, aber auch Biergarnituren, Pavillons, der Grill, alles musste an seinen Platz. Doch gegen Mittag strahlte die quirlige Frau mit den megablonden Haaren. Alles passte: Die Sonne lachte vom Himmel, hunderte von Besuchern strömten herbei, auf dem Grill brutzelten die Würste, beim Tierschutzverein glühten die Waffeleisen und die Küken schlüpften eins ums andere.

Auch ansonsten klappte alles wie am Schnürchen. Der Küken-Schlupf entwickelte sich in den vergangenen Jahren zu einem kleinen Volksfest, jedes Jahr wurde das Angebot größer. Da zu Ostern nicht nur Küken, sondern auch Hasen gehören, durften die Kinder auch flauschige Häschen streicheln. Das restliche Federvieh auf der großen Anlage zog ebenfalls die Blicke der Besucher auf sich: Stolz drehte der weiße Pfau sein Rad, grazil schwirrten die Tauben durch die Volieren, die Gänse gingen es stattdessen gemütlich an.

Osterhase schaute auch vorbei

Auf der großen Wiese fand sich ein kleiner Ostermarkt: Dr. Barbara Münchau aus Hochdorf war wieder mit ihrem Team zugegen. Drei Lamas hatte sie mitgebracht, passend dazu verkaufte Hans Oberli Kleider und Tücher aus Peru. Münchau hatte auch Auswilderungskisten für Igel aufgebaut, um die Besucher über den verantwortungsvollen Umgang mit Tieren und der Natur aufzuklären. Gleich daneben konnten Kinder einen Filzigel basteln oder auch ein Küken – ganz nach Geschmack.

Überhaupt war für die kleinen Gäste viel geboten. Hannelore Beilharz aus Loßburg zeigte, wie man aus Heu hübsche Dekorationen zaubert. Jürgen Greiner aus Waldachtal ließ sich beim Schleifen mit der Diamantbohrmaschine über die Schulter schauen, Edelsteine verarbeitete er vor Ort zu Ketten oder Armbändern. Anderorts wurden die Kinder zum Ostereierbemalen eingeladen.

Beim Schlendern über das Gelände blieb man gern bei Yvonne Keller stehen. Die Nordstetterin hatte ein offenes Atelier aufgebaut, in dem sie ihre Bilder und handgemachte Taschen und Portemonnaies verkaufte. Neben ihr zeigte Peter Thumm aus Bildechingen, was man aus Holz so alles machen kann: Von niedlichen Osterhasen bis zum perfekten Griff für Gemüseschäler. Auch das Essensangebot wurde erweitert: Neben der Bewirtung des Kleintierzuchtvereins mit Würsten und dem Tierschutzverein mit Waffeln gab es auch einen Eisstand – ganz im Sinne der Kinder, die bei den sommerlichen Temperaturen freudig an ihrem Eis schlotzen.

Und ach, sogar der Osterhase schaute vorbei. Benjamin Thumm, Sohn des „Holzwurm-Peter“, steckte in einem Osterhasenkostüm, und verteilte bunte Eier an die Gäste. Am Nachmittag kam als zusätzliches Angebot noch Kinderschminken hinzu.

Silke Wüstholz konnte also später entspannt durchschnaufen. Dieses Jahr hatte der Verein sich auf mehr Besucher eingestellt. „Letztes Jahr waren um halb zwölf schon die Würste aus“, erinnert sie sich. Dieses Jahr wurden 300 Würste besorgt – doppelt so viele als 2018.

Die frischgeschlüpften Küken kümmerte der Trubel wenig. Nachdem sie sich aus ihrer Hülle befreit hatten und sich ein wenig akklimatisiert, fingen sie schon mit dem Körnerpicken an. Das können sie nämlich gleich nach der Geburt.

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Erstellt:
23.04.2019, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec
zuletzt aktualisiert: 23.04.2019, 01:00 Uhr

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