Gastronomie

Dem Sterben trotzen

Die Gasthof-Pension „Adler“ in Dettingen bietet mehr als Tradition. Denn Spaß an der Arbeit und Freundlichkeit reichen heute nicht mehr aus.

09.07.2018

Von Hannes Kuhnert

Drei Generation hinter dem des Gasthofs „Adler“ zwischen Postkartenständer und Zapfanlage: Sohn Cedrik, seine Großmutter Barbara und deren Tochter, Chefin Sigrid Hellstern (von links). Bild: Kuhnert

Drei Generation hinter dem des Gasthofs „Adler“ zwischen Postkartenständer und Zapfanlage: Sohn Cedrik, seine Großmutter Barbara und deren Tochter, Chefin Sigrid Hellstern (von links). Bild: Kuhnert

Die Dorfkneipe ist in ihrer Existenz bedroht. Nicht nur in der Gastronomie macht das böse Wort vom Gasthaus-Schwund in der Provinz die Runde. Der Landkreis Freudenstadt macht da keine Ausnahmen. Selbst die Inhaber eines so traditionsreichen Hauses wie der Gasthof-Pension „Adler“ in Dettingen mussten sich Sorgen machen. Doch das ist einige Zeit her. Inzwischen macht der „Adler“ immer wieder positive Schlagzeilen, auch durch sein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm, das inzwischen weit über die Gemeindegrenzen geschätzt wird.

Früher gab es acht Gasthäuser in Dettingen. Heute sind es nur noch zwei. Eines steht zum Verkauf. Das andere ist ein mächtiges Gebäude im Dorfmittelpunkt: Gasthof-Pension Adler. „Seit 1757 in Familienbesitz, jetzt in elfter Generation“, sagt Sigrid Hellstern stolz. Sie hat mit ihrer Familie den „Adler“ zu neuen Höhen geführt. Mit Spaß an der Arbeit, Freundlichkeit und einem klaren Konzept

„Spaß an der Arbeit und Freundlichkeit“, so sagt sie, „sind in unserem Beruf ganz wichtig. Damit kann man auch viele Fehler wettmachen.“ Doch das alleine genügte natürlich nicht, als die Diplom-Touristikerin mit ihrem Lebenspartner Michael Brawand nach Studium in Ravensburg und zehn vorwiegend gastronomischen Lehr- und Wanderjahren als 30-Jährige in den elterlichen „Adler“ einstieg.

Den übernahmen sie dann im Jahr 2000 ganz. Der Gasthof mit 13 Fremdenzimmern und knapp 100 Sitzplätzen in der riesigen Wirtsstube hatte da schon mal bessere Zeiten gesehen. Und er war eine ewige Baustelle. „So alte Häuser können Fluch und Segen sein“, sagt Hellstern. Doch am Interieur eines typischen Dorfgasthauses wollte sie wenig ändern. Mit drei Festangestellten und einem Stab von rund 40 meist jungen Aushilfen hält sie den Betrieb am Laufen, auch nachdem sich ihr Partner gesundheitsbedingt zurückziehen musste.

Es ist der gut bürgerliche Betrieb eines Landgasthofs mit eingeschränkten Öffnungszeiten unter der Woche und Volldampf am Wochenende. Ihre Schwester steht mit einer Köchin am Herd, Mutter Barbara meistert mit ihren 78 Jahren Frühstück und Hotelwäsche und auch die drei erwachsenen Kinder müssen mit ran. „Wenn sie da sind“, lächelt Hellstern.

Der alte, klassische Saal, wunderschön mit Bühne und Empore, wurde renoviert. Das sollte sich auszahlen. Denn heute ist der „Adler“ weit mehr als ein Geheimtipp für Veranstaltungen ganz unterschiedlicher Art.

Das Programm entwickelte sich über gut zehn Jahre phantasievoll. „Da gibt es Highlights mit bis zu 200 Besuchern; da sind wir schon mal zwölf Mitarbeitern am Rennen, aber wir haben auch schon Flops erlebt“, sagt die Wirtin. Krimidinner, Kabarett, Musikcocktail, Salsa Cuban Party oder Laientheater sprechen mal alt, mal jung an. Klassiker sind Frühstücksbüffet, Diavorträge, Seniorenmittagstisch und sonntägliche Tanztees. Dazu kommen reife Paare und Singles auch mal von weit her.

Nicht zu vergessen die monatlichen Extras aus der Küche wie Röstiabend, mediterranes oder singhalesisches Büffet – eine Referenz an die singhalesischen Mitarbeiter – bei schönem Wetter auch auf der Terrasse. Obwohl der Adler fest in der Bürgerschaft verankert ist und verschiedene Stammtische pflegt, ist Hellstern überzeugt, dass er es ohne die Veranstaltungen kaum geschafft hätte.

Dem Sterben trotzen

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Erstellt:
09.07.2018, 01:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 33sec
zuletzt aktualisiert: 09.07.2018, 01:00 Uhr

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