Volleyball

Der Bodensee soll wieder brodeln

Der Supercup ist die erste große Prüfung: Nach vier Jahren als Bundestrainer feiert der Belgier Vital Heynen seine Premiere beim Bundesligisten VfB Friedrichshafen.

15.10.2016

Von WS

Bundesliga, Halbfinale im April dieses Jahres: Friedrichshafens Maximiliano Gaunan (Mitte) schmettert im Duell mit den United Volleys Rhein Main den Ball über das Netz. Foto: dpa

Bundesliga, Halbfinale im April dieses Jahres: Friedrichshafens Maximiliano Gaunan (Mitte) schmettert im Duell mit den United Volleys Rhein Main den Ball über das Netz. Foto: dpa

Ex-Bundestrainer Vital Heynen will bei Volleyball-Rekordmeister VfB Friedrichshafen die Herzen der Fans zurückerobern. Als Nachfolger von Trainer-Ikone Stelian Moculescu wiegt dessen Erbe schwer. Erster Prüfstein ist morgen das Duell im Supercup bei Meister und Dauer-Rivale BR Volleys. „Wir wollen wieder begeistern“, sagt Heynen. „Ich hatte letztes Jahr das Gefühl, hier in Friedrichshafen war nicht mehr die gleiche Euphorie von vor zehn oder 15 Jahren da.“

Tatsächlich schlägt sich der 13-malige Meister mit Problemen herum. Zu oft blieben in der Vergangenheit zu viele Plätze in der heimischen ZF-Arena leer. „Die Leute müssen wieder herkommen und Spaß daran haben, der Mannschaft zuzusehen. Um den Leuten Spaß zu machen, musst du aber auch ab und zu gewinnen“, sagt Heynen. Genau daran haperte es zuletzt. Während der vergangenen fünf Spielzeiten holte das Team nur einmal den Ligatitel, Berlin dagegen gewann vier Mal die Bundesliga und sicherte sich in der zurückliegenden Saison zusätzlich gar den Pokal und den CEV-Cup, den zweithöchsten europäischen Vereinspokal.

Viele Spieler der Volleys wie etwa Sebastian Kühner, Ruben Schott und Felix Fischer kennt Heynen noch aus der Nationalmannschaft. „Das sind Leute, für die ich mich verantwortlich fühle, die ich sehr gerne habe“, sagt der Belgier.

Die Dominanz der Hauptstädter soll eine Woche vor dem Start der Bundesliga dennoch bröckeln. „Letztes Jahr hat Berlin viel gewonnen. Diesen Rhythmus müssen wir brechen. Der Supercup ist zwar nicht der wichtigste Titel des Jahres, trotzdem kann es für meine Mannschaft unglaublich wichtig sein, dort zu gewinnen“, sagt Heynen. Dafür stellte sich Friedrichshafen personal neu auf und setzt nun verstärkt auf junge deutsche Spieler. Heynen, der das deutsche Nationalteam unter anderem zu WM-Bronze 2014 geführt hatte, kam für Trainer-Legende Stelian Moculescu. Er hatte seit 1997 sämtliche Meister-und Pokaltitel sowie den Gewinn der Champions League 2007 zu verantworten. Heynen versucht sich indes von dem Erwartungsdruck zu lösen: „Wenn Journalisten nicht nach Moculescu gefragt haben, habe ich diesen Namen in Friedrichshafen nicht gehört“, sagte der 47-Jährige: „Ich beschäftige mich nicht mit dem, was früher passiert ist.“

Schwierige Herausforderungen wie die Aufgabe beim VfB liebt Heynen. Neben dem sportlichen Projekt war es jedoch das außerordentliche Interesse der „Häfler“ an ihm, das ihn überzeugte. „Nachdem ich bei der Nationalmannschaft aufgehört habe, dachte ich, ich gehe das erste Jahr nicht gleich wieder nach Deutschland. Das ist zu schnell“, sagt Heynen: „Die Leute in Friedrichshafen haben aber so klar ausgedrückt, dass sie mich haben wollen. Es ist immer angenehm an Orte zu gehen, an denen man das Gefühl hat, erwartet zu werden.“ Und er weiß: Es wird viel von ihm erwartet: Der Bodensee soll wieder beben. sid