Schnell mal von der Alb in den tropischen Regenwald

Der Botanische Garten ist eine grüne Oase im Norden der Unistadt

Im Botanischen Garten auf der Morgenstelle kann man mit wenigen Schritten von der Schwäbischen Alb in den Regenwald gelangen. Ein Besuch lohnt sich immer, denn die Anlage verwandelt sich dauernd.

16.04.2017

Von Kendra Löwer

Der Neue Botanische Garten ist im Frühling eher grün als bunt. Aber es blüht auch schon einiges. Bilder: Metz

Der Neue Botanische Garten ist im Frühling eher grün als bunt. Aber es blüht auch schon einiges. Bilder: Metz

Beim Betreten des Botanischen Gartens erstreckt sich vor den Besuchern ein weites Feld. Kunstvoll angelegte Wege führen zwischen den verschiedenen Abteilungen entlang. Der Frühling bringt Wandel mit sich, vor allem in die Botanik. „Kleine Veränderungen gibt es im Botanischen Garten andauernd. Große eigentlich auch“, sagt Alexandra Kehl, Kustodin der Einrichtung, und fasst somit das Wesen der Pflanzenwelt zusammen. „Ein Garten lebt“, erklärt auch die technische Leiterin Brigitte Fiebig.

Die beiden sind bereits seit zwölf (Fiebig), beziehungsweise fünfeinhalb (Kehl) Jahren im Botanischen Garten der Universität Tübingen tätig. In seiner Vielfalt bietet er im Jahr schätzungsweise 20 000 Besuchern einen Einblick in fast 10 000 Pflanzenarten, verteilt auf 10 Hektar.

Sowohl eine Schwäbische Alb im Kleinen als auch ein tropischer Regenwald dürfen nicht fehlen. In der Abteilung der Schwäbischen Alb kommt es auch mal vor, dass es mit Absicht wild aussieht. „Um natürlich wild auszusehen, braucht es viel Pflege“, erklärt Liebig. Dabei unterstützen sie rund 26 Mitarbeiter und Auszubildende in verschiedenen Abteilungen.

Neben Göteborg hat Tübingen die größte Sammlung an Dionysien (Primelgewächsen) in ganz Europa, wobei manche von ihnen fein wie Moospolster, andere dagegen sehr fest sind. Die Pflanzen zeichnet im besonderen aus, dass sie dort wachsen, „wo kaum was anderes zu wachsen vermag“, sagt Liebig. Die Dionysien auf dem Bild unten links können auch an senkrechten Felswänden wachsen. Die benötigte Feuchtigkeit ziehen sie sich dann aus dem Stein. Manche Gebirgspflanzen kommen mit unseren heimischen Niederschlägen nicht zurecht, weshalb sie im Alpinenhaus untergebracht sind.

Der Rhododendron beginnt bereits zu blühen und bildet mit 175 Wildarten einen der Schwerpunkte im Botanischen Garten. Er ist geografisch nach den Orten Asien und Nordamerika gegliedert.

„Architektonisch ist das Tropicarium ein wichtiger Teil des Botanischen Gartens“, sagt Liebig, „aber auch inhaltlich.“ Dadurch, dass die Wände senkrecht sind, ist es möglich, hohe Pflanzen an den Rand zu pflanzen. Das erzeugt „eher den Eindruck eines Regenwaldes“ erklärt Kehl und auch Liebig sagt, dass das Tropicarium für viele Besucher einer „grünen Oase“ gleicht.

Nicht nur für die Augen bietet das tropische Gewächshaus etwas, „abends ist immer was los  – akustisch“, sagt Kehl, denn die dort lebenden Pfeiffrösche haben ihren Namen nicht ohne Grund.

In der Abteilung der tropischen Nutzpflanzen können sich die Besucher die Pflanzen ansehen, deren Produkt man bereits kennt, vielleicht aber noch gar nicht viel über dessen Herkunft weiß. So wachsen dort unter anderem Vanille, Kaffee, Kakao und Bananen.

In so genannten Erhaltungskulturen wird untersucht, unter welchen Faktoren Samen von Pflanzen aus Naturstandorten im Vergleich zu Pflanzensamen, die sich im Garten befinden, besser oder schlechter keimen oder gedeihen. Ideal, so Kehl, wäre es, die Pflanzen später wieder aussiedeln zu können, primär stehe aber die Erhaltung im Vordergrund und die „funktioniert schon ganz gut“.

Nicht nur für Besucher, sondern auch für Studenten ist der Botanische Garten informativ. Viele Studenten, etwa der Biologie oder der Pharmazie, können von den lebendigen Beispielen lernen. „Für uns ist es schön, wenn die Ressourcen, die wir haben, auch genutzt werden. Für die Studenten ist es schön, nicht immer nur von Fotos zu lernen“, sagt Kehl. Auch die Systematische Abteilung ist lehrreich, da dort die Verwandtschaft der Pflanzenarten zueinander dargestellt wird. „Mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen hat sich auch das Verständnis der Verwandtschaft geändert“, sagt Kehl, daher kommt es in dieser Abteilung hin und wieder zu Umbauten.

Im Steingarten (Alpinum) des Botanischen Gartens zeigen sich bereits früh die ersten Blüten. Die Wildarten, die dort gepflanzt sind, sind lange Winter gewöhnt, weshalb sie, sobald der Schnee weg ist, schnell zu blühen beginnen.

Auf der anderen Straßenseite befindet sich das Arboretum voller Gehölze, Sträucher und Bäume – es ist ebenfalls Teil der Einrichtung und fast genauso groß wie die Anlage bei den Gewächshäusern.

Für diejenigen mit Sommersehnsucht ist das Subtropenhaus zu empfehlen. „Wenn man schöne Blüten haben will, ist man hier am besten aufgehoben. Hier blüht eigentlich immer etwas“, so Kehl. Mit viel Glück sieht man im Sukkulentenhaus die Agave blühen, die dies nur einmal in ihrem Leben kann und ihre „ganze gebündelte Energie“ in diese Blüte hineinsteckt.

Dionysien wachsen auch an Felsen.

Dionysien wachsen auch an Felsen.

Die Erhaltungskultur, bunt sind hier nur die Plastikstecker.

Die Erhaltungskultur, bunt sind hier nur die Plastikstecker.

Auch was für die Kleinen

Für Schulklassen verschiedener Altersstufen bietet der Botanische Garten viele Angebote in Form der „Grünen Werkstatt“. Aber auch Führungen für Erwachsene werden angeboten.

Die Öffnungszeiten des Botanischen Gartens Montag bis Freitag

von 7.30 bis 16.45 Uhr
(Gewächshäuser 8 bis 16.30 Uhr), an Wochenenden und Feiertagen von 8 bis 16.45 Uhr
(Gewächshäuser 10 bis 16.30 Uhr).

Zu finden ist der Botanische Garten auf der Morgenstelle (neben Gebäude Nummer 5) und telefonisch montags bis donnerstags von 9 bis 12 Uhr unter der Nummer 0 70 71 / 29-7 88 22 zu erreichen oder auch per E - Mail an sekretariat@botgarten.uni-tuebingen.de.

Der Eintritt ist frei.